Monheim wird zum verhexten Blocksberg
Die Wirte der Monheimer Altstadt setzten auf schrillen Hexenkult statt Tanz in den Mai.
Monheim. „Ich will Hexen sehen“, kräht ein kleiner Bursche vor der Bühne in der Monheimer Altstadt. Schließlich war er am Samstag mit seinen Eltern zur Walpurgis-Nacht gekommen. Er hatte wohl noch nicht Katrin Heppe entdeckt, die zweifelsfrei tollste Hexe der „dämonischen Nacht“, zu der die Wirte der Altstadt zum ersten Mal eingeladen hatten.
Weiße Zähne blitzen dem Betrachter aus einem grasgrünen Gesicht mit imposantem Nasenzinken entgegen. Der spitze schwarze Hut und die Ratte Penelope auf der Schulter machte die verkleidete Monheimerin zur furiosen Besen-Reisenden auf dem Weg zum Monheimer Blocksberg.
„Ich habe es mal spontan ausprobiert, mich so zu verkleiden, obwohl nicht Karneval ist“, sagt Heppe. „Aber irgendwie reizte mich die Veranstaltung dazu.“ Die Bewunderung vieler Besucher war ihr sicher.
Zwischen Beltane-Feuern, die nach irischen Mythen den Sommereinfang einleiten, und geheimnisvollen Nebeln, die über dem Kopfsteinpflaster wabern, bewegen sich viele Hundert Besucher in der Altstadt und füllen die angrenzenden Lokale. Leider sind die Temperaturen recht frisch, so dass man dankbar für zahlreiche wärmende Feuerstellen ist. Die Betreiber des „Kreativcafés mit Liebe“ hatten sich auf das kühle Wetter eingestellt und boten heißen Hugo sowie rot-grünen Wackelpudding mit heftig viel Wodka zum Aufwärmen an.
Aber es gibt auch etwas zu sehen: Joker-Girl Julia Klar lässt zu fortgeschrittener Stunde vor historischer Altstadt-Kulisse die Feen tanzen, und zwar in Form einer hübschen LED-Show, bei der Sternen-Kaskaden durch die Luft wirbeln . Ihren ersten Auftritt bei einer Walpurgisnacht findet die 25-Jährige „einfach super“. Besonders die Atmosphäre in der Altstadt gefällt der jungen Künstlerin, die seit fünf Jahren mit ihrer Schau tourt, sich hauptberuflich aber mit Textil-Design beschäftigt. Dass sie nicht nur mit LED-Licht zaubern kann, sondern auch mit echten Flammen, beweist sich am Ende bei einer Schau, in der die zarte Person ein Flammenmeer bändigt.
Zu den wenigen stilecht verkleideten Besucherinnen gehören auch Birgit und Roswitha aus Langenfeld. Sie wollten schon immer mal gemeinsam mit ihrer Freundin Tina aus Monheim eine Walpurgisnacht erleben. Mit der obligatorischen Kopfbedeckung, einem Umhang aus Spinnweben und dem Besen machten sie sich auf zu einem ungewöhnlichen Tanz in den Mai und sind begeistert — von der Musik der Band „2nd Hand“, die in ihrem Cover-Repertoire bis in die 70er Jahre zurückgreift, von der Atmosphäre unter rot und grün angestrahlten Bäumen und von den teuflisch guten Snacks an vielen Ständen.
Zu so einem Abend passen natürlich auch diverse Zaubertricks der gruseligen Art. Die bietet Nachwuchs-Zauberer Dustin Grimm und hat damit vor allem die jüngeren Zuschauer auf seiner Seite. Die dürfen ausnahmsweise mal bis in die Abendstunden aufbleiben.