Wald-Kita-Gruppe vor Schließung
Weil der Mini-Club für die Zwei- bis dreijährigen Kinder wenig nachgefragt wird, benötigt die Gruppe dringend Nachwuchs.
Monheim. Laura hat es sich mit einem Buch über die Tiere des Waldes in der Hängematte zwischen großen Bäumen gemütlich gemacht und betrachtet die Insektenabbildungen. „Ich habe hier schon viele Käfer gesehen“, sagt die Fünfjährige. „Aber auch Rehe“. Gemeinsam mit 20 anderen Kindern zwischen drei und sechs Jahren besucht Laura den Waldkindergarten an der Knipprather Straße.
„Wir sind jeden Tag draußen, außer vielleicht bei Gewitter oder Hagel“, sagt Leiterin Sabine Schwandt. Bei extrem schlechtem Wetter dient ein Bauwagen als gemütlicher Unterschlupf. „Im Advent haben wir drinnen manchmal eine Kerze angezündet und Kekse genascht.“ Doch meistens werde der nahe gelegene Wald als Bildungsstätte genutzt. Die Lernerfahrungen seien dort viel intensiver, weil alle Sinne und auch die Emotionen angesprochen werden. „Dort gibt es keine künstlichen Räume“. Die Kinder könnten beispielsweise beim Balancieren über Baumstämme ihre Motorik trainieren. „Die sind je nach Witterung mal glitschig oder trocken.“ Das sei eine ganz andere Herausforderung, als in der Turnhalle über eine Bank zu laufen. Beim gemeinsamen Spiel müsse immer wieder neu ausgehandelt werden, ob die Stöcke beispielsweise als Degen genutzt werden, oder, ob man damit eine Hütte baut. Das trainiere das soziale Miteinander deutlich besser, als wenn die Spielsachen alle in einer Kiste liegen, und es sich definitiv um Autos oder um Legosteine handele.
Sabine Schwandt und ihre beiden Kolleginnen packen jeden Tag eine Karre mit Seilen, Hängematten, Malsachen, Webrahmen und Werkzeug. Die Pinsel, Schnitzmesser und Scheren sind fast immer in Gebrauch. Ben sitzt an einen Baumstamm gelehnt und bearbeitet einen kleinen Stock mit der Klinge. Was er schnitzten will, weiß er noch nicht so genau. Jedenfalls ist hochkonzentriert bei der Sache und lässt sich von niemandem stören. Ist die Kitagruppe mit 21 Kindern sehr gut belegt, gibt es beim Miniclub für die Zwei- bis Dreijährigen Nachwuchsprobleme. Nur vier Kinder besuchen derzeit das Angebot an zwei Tagen pro Woche für jeweils dreieinhalb Stunden. Platz ist aber für zehn.
„Wenn wir bis 1. April keine acht Kinder haben, muss die Gruppe pausieren“, bedauert Sabine Schwandt. Dass der von einer Initiative betriebene Waldkindergarten den Mini-Club mit 85 Euro pro Monat nicht kostenfrei anbieten kann, schrecke wohl viele Eltern ab, glaubt die Leiterin. Sowohl die städtischen Kita-Plätze, als auch die der Träger wie beispielsweise Arbeiterwohlfahrt sind kostenfrei.
Wie gut, dass jetzt zum Tag der offenen Tür zahlreiche Eltern mit ihrem Nachwuchs kamen, um das Konzept in Augenschein zu nehmen. Judit (34) und Nicolai (41) Eichholz hatten Töchterchen Karlotta (sechs Monate) im Tragetuch dabei und wollten sich möglichst frühzeitig informieren. Die 34-Jährige findet die pädagogische Arbeit „genial“, und ihr Mann glaubt, dass die Kinder ausgeglichener sind und sich besser mit sich selber beschäftigen können, wenn sie viel draußen in der Natur spielen. Hannelore Armbruster-Pawelczyk (42) war schon beim Sommerfest da. Jetzt ist Sohn Matti (zwei Jahre, zwei Monate) dabei und buddelt begeistert mit einem Stock in der Erde. Die Mutter hält sich selber gerne und oft im Freien auf. „Das stärkt das Immunsystem.“ Außerdem findet sie es toll, dass die Kinder hier nicht mit vorgefertigten Materialien spielen.