Wird für CO-Leitung die Kirche enteignet?
Besitzeinweisung: Die Gemeinde St. Martin gibt freiwillig kein Land an Bayer ab.
Langenfeld. Der wehrhafte Turm von St. Martin ist als ältestes Bauwerk ein Wahrzeichen der Stadt. Jetzt wird er auch zum Symbol des Widerstandes. Freiwillig wird die katholische Gemeinde Richraths zwei Grundstücke in Berghausen nicht hergeben, die Bayer für den Bau seiner Kohlenmonoxid-Leitung braucht. Das hat der Kirchenvorstand beschlossen, und er hat dafür die Rückendeckung des Erzbistums.
Dieser Verweigerungshaltung setzte Bayer Material Science den Antrag auf "vorzeitige Besitzeinweisung" entgegen. Bevor das Enteignungsverfahren beginnt, sollte am Donnerstag bei der Bezirksregierung Düsseldorf noch einmal verhandelt werden. "Diese Herren sind doch tatsächlich so dreist zu glauben, dass wir uns doch noch einigen könnten", sagte Jürgen Müller vom Kirchenvorstand der WZ. Gerade einmal 3000 Euro seien für den sechs Meter breiten Streifen über das Gelände eines Reithofes sowie über einen Acker in Aussicht gestellt worden. Die Gemeinde habe stattdessen den Antrag gestellt, das Besitzeinweisungsverfahren auszusetzen, bis über die Verfassungsklage gegen das Enteignungsgesetz entschieden sei.
Müller: "Ich hoffe auf das Gericht." Sollte auch dort, wie der Kirchenmann meint, der Gewinnmaximierung eines Konzerns der Vorrang gegenüber Bürgerinteressen gegeben werden, wäre das für ihn ein herber Schlag gegen die Demokratie. Dass der Landtag sich quer durch alle Fraktionen gegen eine offizielle Anhörung entschieden hat, belege, "dass dort Feudalherren am Werk sind, die Ängste einer Mehrheit nicht ernst nehmen".
Die Erörterung für die 21 Grundstücke, die Bayer von der Stadt benötigt, fand bereits am 31. Juli statt. "Es wurden Gutachter bestellt, die den Zustand ermitteln", sagt Stephan Anhalt, Referatsleiter Stadtplanung. Mit der Besitzeinweisung rechnet er im September, denn auch die Stadt lässt nicht mit sich verhandeln. Mit dem einstimmigen Auftrag des Rates wird Langenfeld vor den Kadi ziehen. "Wir sind einig mit der Kirche in dem Ziel, diese Pipeline nicht Wirklichkeit werden zu lassen", so Bürgermeister Magnus Staehler gestern.