Ältere Menschen stellen klar: Lieber umbauen als ausziehen

Die Besucher informierten sich über Freizeitangebote und die Möglichkeiten, auch im Alter in der eigenen Wohnung zu leben.

Erkrath. Die gewohnten Wege erscheinen doppelt so lang. Berge wirken steiler, die Schrift in der Tageszeitung scheint zu schrumpfen. Was nie ein Problem war, macht älteren Menschen auf einmal das Leben schwer.

Das bekommt Margarete Frecke täglich zu spüren. "Alt-Erkrath kann man für ältere Menschen vergessen", meint sie. "Es gibt hier kaum Einkaufsmöglichkeiten; das muss verbessert werden. Bräuchte ich einen neuen Pyjama, müsste ich den Weg nach Düsseldorf auf mich nehmen. Ich gehe auf die 80 zu - das fällt mir nicht mehr so leicht."

Einen Umzug in ein Altenheim schließt Frecke für sich aus. "Da habe ich große Bedenken und Vorurteile", meint sie. "Die Menschen werden dort komisch. Ich will bis zum bitteren Ende zuhause wohnen bleiben. Auch meine Mutter wohnte mit über 90 Jahren noch zuhause."

Um sich das Leben in den eigenen vier Wänden etwas zu erleichtern, hat sich die Seniorin auf dem 3. Seniorentag in der Stadthalle umgesehen. An 36Ständen von Senioreneinrichtungen, Wohlfahrtsverbänden und Kirchengemeinden konnten sich die Besucher informieren.

Die Wohn- und Pflegeberatung der Stadt Erkrath gab beispielsweise Tipps, wie man eine Wohnung an die Bedürfnisse eines älteren oder behinderten Menschen anpassen kann. "Ein pauschales Rezept gibt es zwar nicht. Aber eine gute Beleuchtung ist immer wichtig, ebenso wichtig sind die Beseitigung von Stolperfallen und viel Bewegungsfreiheit", sagte Susanne Steller. "Eine Dusche ohne Schwelle, eine unterfahrbare Arbeitsplatte oder Hilfsmittel wie verlängerte Schuhanzieher können das Leben deutlich leichter machen."

Auch Seniorenberaterin Roswitha Grandrath hat die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen trotz fortgeschrittenen Alters oder einer Behinderung so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben wollen. "Ich komme zu unseren Kunden nach Hause und erarbeite Vorschläge, mit welchen Maßnahmen die Wohnung den individuellen Ansprüchen gerechter werden kann", so Grandrath.

Damit auch der Alltag außerhalb der Wohnung leichter fällt, soll noch in diesem Jahr ein spezieller Stadtplan für Senioren erscheinen. "Die Idee ist im Rahmen des Projektes ,Im Quartier bleiben’ entstanden und ist noch in der Planungsphase", erklärte Stephan Erkelenz vom Familienministerium. "In dem Stadtplan sollen beispielsweise verschiedene Einkaufsmöglichkeiten, Sitzgelegenheiten oder Zebrastreifen eingezeichnet sein."

Das Angebot zur Freizeitgestaltung lässt offenbar wenig Wünsche offen. "Die Angebote sind gut. Man muss sie nur annehmen", meinte Besucherin Margarete Frecke.

Entscheidungsschwierigkeiten dürften beim Angebot der Begegnungsstätte Gerberstraße aufkommen. Das Programm reicht vom Englischkurs über Yoga, Skat und Handarbeiten bis hin zum therapeutischen Tanz. "Es ist toll zu sehen, wie gut die Begegnungsstätte besucht ist", sagte Ursula Zorn. "Egal, wann man in die Fenster hineinschaut, es ist immer voll."

Auch in der Stadtbücherei gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich den Alltag zu versüßen: Kulturcafé, Kultur auf Rädern, "Runter vom Sofa" oder Erzählcafé nennen sich die Angebote. "Im Erzählcafe sprechen wir nicht nur über ein Buch, sondern auch über eigene Erfahrungen zu dem entsprechenden Thema", erklärte Wilma Lang. "Die Menschen öffnen sich und erzählen von Dingen, die sie berührt haben."