Erkrath: Barbershop-Gesang - Zeitvertreib beim Barbier
Seit zehn Jahren widmet sich der Frauenchor „Miss Harmony“ dem Barbershop-Gesang.
Erkrath. Angefangen hat alles vor zehn Jahren. Damals wollten die Sängerinnen des Frauenchors der Jugendmusikschule einfach mal neue Wege ausprobieren. Warum sollten sie es nicht einmal mit Barbershop-Gesang versuchen? Chorleiterin Gabi Ibe-Beer war schon damals mit dem Barbershop-Virus infiziert und brauchte nicht viel Überzeugungsarbeit zu leisten. So wurde aus dem Musikschulchor im Jahr2000 der Barbershop-Frauenchor "Miss Harmony" - und fortan wurde so gesungen, wie sich früher beim amerikanischen Barbier die Zeit vertrieben wurde.
"Das war lange Zeit eine Männerdomäne", blickt Petra Schendekehl zurück auf die Ursprünge der A-cappella-Musik. Auch wenn die Frauen den Herren der Schöpfung mittlerweile in nichts nachstehen, wird in den meisten Barbershop-Chören immer noch getrennt gesungen. Das ist auch bei "Miss Harmony" so - und es soll auch so bleiben.
"Wir rechnen in halben und Vierteltönen", sagt Schendekehl zu den Besonderheiten des Chorgesangs, der sich vom üblichen Miteinander in Chören ziemlich unterscheidet. Nicht nur, dass die Sängerinnen auf Mimik und Gestik achten müssen - gesungen wird größtenteils in englischer Sprache. "Barbershop-Singen ist etwas für Leute, die eine Herausforderung suchen", sagt Ursula Lubitz, die seit sieben Jahren bei "Miss Harmony" mitsingt. Dort fühlt sie sich nach etlichen Versuchen bei anderen Chören mit ihrer Stimme zuhause. "Ich war mit meiner eher tiefen Stimme oft orientierungslos. Hier singe ich Bass und fühle mich damit wohl", so die Erkratherin.
Gesungen wird beim Barbershop in vier Stimmlagen: Bass, Bariton, Melodie und Sopran. Dort kann sich jeder wiederfinden. So einfach drauf los singen und schauen wie es sich anhört, kann allerdings nur schief gehen. "Barbershop-Gesang hat schon eine komplizierte Stimmführung und aufwändige Arrangements", sagt Schendekehl.
Entmutigen lassen sich die derzeit 17 Sängerinnen bei "Miss Harmony" davon nicht. Die eigene Stimme wird meistens zuhause geschult, bei den Proben geht es dann um das klangvolle Miteinander. "Manchmal denkt man dann schon: Ohne Euch war´s schön", sagt Schendekehl und lacht.
Die vier Stimmen in einer ausgewogenen Choreografie zueinander zu führen, das ist das Geheimnis des Barbershop-Stils. "Manchmal geht das natürlich auch daneben. Aber wir lassen niemanden mit den Noten allein", machen die Chorsängerinnen all denen Mut, die Lust haben, bei "Miss Harmony" mitzusingen. Zu hören sind die Sängerinnen von "Miss Harmony" auch beim Day of Song am Samstag, 5.Juni, einer Veranstaltung der Ruhr 2010. Dann werden sie im Regionalexpress von Düsseldorf nach Hamm für Stimmung und gute Laune sorgen.