Haan: Junge Autorinnen finden ihre Geschichten vor der Haustür
Schülerinnen der Waldorfschule nahmen mit selbst verfassten Kurzgeschichten an einem Wettbewerb der Stadtbücherei teil.
Haan. Die Zukunft der Schriftstellerei ist weiblich. Zumindest, wenn man die Teilnehmerinnen des Schreibwettbewerbs als Maßstab nimmt. Gabriele Schnabel von der Stadtbücherei hatte anlässlich eines Vorlesewettbewerbs im Frühjahr dazu aufgefordert, nicht nur Texte anderer Autoren vorzulesen, sondern sich selbst als Verfasser zu versuchen.
Vier Schülerinnen der sechsten Klasse der Waldorfschule folgten Gabi Schnabels Idee. Am Freitagnachmittag bekamen Lina von Kamen, Lena Berghaus und Frieda Schamuhn nun von Bürgermeister Knut vom Bovert ihre Auszeichnungen überreicht. Die Vierte im Bunde, Marita Fischer, fehlte. "Vier Teilnehmerinnen hört sich nach wenig an", sagte Bibiliothekarsleiterin Schnabel. "Aber ein riesig großes Teilnehmerfeld hätte nicht funktioniert." Denn der Wettbewerb fiel in die Zeit des Neu- und Umbaus der Bücherei.
"Ich schreibe einfach sehr gerne", erklärte Lina von Kamen ihre Motivation. Ähnlich ist es bei Lena Berghaus, die gleich zwei kurze Geschichten verfasste. Alle Texte hatten gemeinsam, dass sie quasi vor der Haustür spielen und nicht mehr als zehn Schreibmaschinenseiten umfassen. Die Genres waren unterschiedlich. "Sommer, Eis, Geschwisterliebe" ist ein von Lina "frei erfundener Krimi aus der Garten- und Krimistadt Haan, die mit einer zähfließenden, roten Flüssigkeit in Joys Haaren beginnt", erzählt die Schülerin. Offensichtlich ist es Blut, aber wie Herr Blind, der Polizist feststellen muss, ist es der letzte Überrest einer unbekannten Frau im blauen Satinkleid.
"Der Geruch der Toten" ist unter anderem deshalb eine bemerkenswerte Geschichte, weil ihn die Freundinnen Marita Fischer und Frieda Schamuhn gemeinsam verfasst haben. "Marita und ich haben uns ein Mal getroffen und waren gleich ganz kreativ. Es war total lustig, gemeinsam zu schreiben", fasste Frieda die Vorgehensweise zusammen.
Beitrag drei und vier stammen aus der Feder von Lena Berghaus. "Die Geschichten habe ich mir ausgedacht", sagte Lena. Der "Haaner Treff" thematisiert Leas und Max’ erstes, "Die Frau mit dem roten Fahrrad" das zweite Abenteuer der Hauptfiguren.
"Mit einem einmaligen Überfliegen war es nicht getan", erzählte Jury-Mitglied Astrid Schoener. Jury-Kollegin Waltraud Lübker lobte das Talent des Nachwuchses. "Ihr habt spannende Geschichten verfasst. Es war nicht leicht, eine Reihenfolge festzulegen." "Macht weiter!", lautete das Fazit der Juroren. Gabriele Schnabels Aussage, früher habe es regelmäßig Schreibwerkstätten gegeben, darf vielleicht als Hoffnung interpretiert werden, dass es eine solche Veranstaltung zukünftig wieder in Haan geben wird.