Erkrath ist erschüttert über den Tod des kleinen Daniel
Beobachtungen vom Tatort an der Eichendorffstraße: Niemand will das Martyrium des Zweijährigen bemerkt haben.
Erkrath. Evelyn Wingartz schüttelt fassungslos den Kopf. Immer wieder sagt sie: "Das geht doch gar nicht." Sie ist schockiert, und mit ihr ein ganzes Viertel. Die Hochdahlerin wohnt am Eichendorffweg, direkt neben dem Haus, aus dem Rettungskräfte am Mittwochnachmittag ein totes zweijähriges Kind geborgen haben. Die eingeschaltete Kriminalpolizei gab später bekannt: Der Junge wurde totgeprügelt.
"Das Kind ist an Verblutungen nach innen gestorben, verursacht durch äußere Gewalteinwirkung", sagte Kriminalhauptkommissar Udo Moll. Wer hat dem kleinen Daniel das angetan? Fest steht für die Polizei, dass das junge Opfer sich seine Verletzungen nicht selbst zugefügt haben kann. Genau das behaupteten jedoch die 31-jährige Mutter und ihr 22-jähriger Lebensgefährte bei der Vernehmung durch die Polizei. Später verstrickten sich die Verdächtigen in ihren Aussagen und beschuldigten sich gegenseitig.
Ein Nachbar, der anonym bleiben möchte, kennt das Paar. Er schildert: "Die Familie hat eigentlich einen ganz vernünftigen Eindruck gemacht." Eine andere Anwohnerin ist mit den Tatverdächtigen nach eigener Aussage sogar näher bekannt. "Sie hat es nicht gemacht", sagt sie und verschwindet in ihrem Haus.
Angeblich kennt in der Siedlung jeder jeden. So beschreibt es zumindest ein Anwohner, der bereits seit 23 Jahren dort wohnt. Trotzdem will niemand etwas von dem Martyrium des Kindes mitbekommen haben, bei dessen Obduktion Hämatome an Kopf, Extremitäten und im Genitalbereich festgestellt wurden, auf dem Rücken eine großflächige Brandwunde.
Die Ermittler konzentrierten sich am Freitag vor Ort auf das Umfeld der Familie. Die Polizei bezweifelt, dass die Verletzungen des Kindes unbemerkt geblieben sind. Heinz-Gerd Fassunge wohnt auf der gleichen Etage wie die Familie mit russischen Wurzeln, zu der auch noch drei Töchter (acht, zehn und zwölf Jahre) gehören. Er versichert: "Ich habe da nie etwas gehört." Er sei viel unterwegs, kenne die Familie nur vom Sehen.
Es scheint doch recht anonym zu sein, das Leben in diesem Haus, in dem 32 Parteien auf sieben Stockwerken leben. An der Eingangstür fehlt zu manchen Wohnungen das Klingelschild. Notdürftig sind da mit Edding Namen neben die Knöpfe gekritzelt. Die Briefkästen sind zerbeult oder ganz aus der Verankerung gerissen.
Ismail Yikici kommt aus dem Haus. Er hat bereits von der schrecklichen Tat gehört, die - so sein Kenntnisstand - irgendwo in Erkrath passiert sein soll. Doch von den Rettungswagen in seiner Straße hat er nichts mitbekommen. Nichts von der Polizei, nichts von den Kripo-Beamten, nichts von der Betroffenheit in der Nachbarschaft. Als er erfährt, dass das Kleinkind in seinem Haus misshandelt wurde, greift er sich bestürzt an den Kopf: "Das kann doch nicht sein..."