Haan: Räder flicken zum Nulltarif

Die Fahrrad- Werkstatt der Awo am Bandenfeld hilft kostenlos bei defekten Fahrrädern.

Haan. Es ist eine ganz besondere Fahrradwerkstatt, die jetzt in Haan-Ost ihre Dienste anbietet: Auf dem Gelände des Awo-Hauses für Familien werden nicht nur kaputte Drahtesel in Stand gesetzt, sondern auch Wissenslücken gefüllt. Kinder können am Bandenfeld 110 Tipps und Tricks fürs Fahrradflicken lernen.

Was einst Väter und Brüder vermittelten, erledigt heute Kerstin Zergani (41). Die gelernte Kinderpflegerin und pädagogische Mitarbeiterin der Arbeiterwohlfahrt lädt mittwochs zwischen 16 und 18 Uhr in die Fahrradwerkstatt, eine Holzhütte, so groß wie ein Gartenhäuschen.

"Ich habe natürlich ein Praktikum absolviert", sagt Kerstin Zergani. "Bei Radsport Mattern habe ich gelernt, wie Hinterräder abmontiert und Bremsbeläge gewechselt werden." Schäden an Gangschaltungen und ähnlich komplizierte Angelegenheiten überlässt die 41-Jährige lieber dem ortsansässigen Fachgeschäft. "Wir wollen hier ja kein Konkurrenzunternehmen aufbauen, sondern lediglich Hilfe zur Selbsthilfe leisten", sagt die Pädagogin.

Und das erledigt die handwerklich geschickte Werkstattleiterin zum Nulltarif. "Die Sparkassen-Stiftung hat uns das ermöglicht", freut sich Angelika Bachmann-Blumenrath, Leiterin des Hauses für Familien.

Die 53-jährige Ideenträgerin des Projekts hat den offensichtlichen Bedarf beobachten und in nützliche Hilfe für ihre Schützlinge verwandeln können. "Insgesamt 7.000 Euro haben wir bekommen, davon sind 4.400 Euro in das Fahrrad-Projekt geflossen."

"Ich habe schon kleineren Kindern geholfen, ihr Fahrrad zu flicken" erzählt Mehtap (11) strahlend. Auch ihre Schwester Merve hat Grund stolz zu sein, hat die 13-Jährige doch bereits das Fahrrad ihrer jüngeren Schwester repariert.

Dass inzwischen alles rund läuft in der Fahrradwerkstatt, zeigt die Resonanz: Bis zu zehn Kinder tummeln sich jeden Mittwoch vor der Hütte. Einige von ihnen schlachten regelmäßig alte, geschenkte Drahtesel zur Wiederverwertung aus.

Sogar Senioren machen Gebrauch von dem neuen Angebot. "Mein Hinterrad ist platt", sagt Margot Schwager (70) etwas hilflos. Die rüstige Rentnerin radelt viel auf ihrem nagelneuen Zweirad, aber an der nötigen Kraft und dem Wissen zum Reparieren fehlt es ihr.

Ob ein ganz anderes Projekt auch so gut ankommen wird, muss sich noch zeigen. "Wiesenbetreuung im Wohnpark am Bandenfeld" heißt das neue Angebot, das gerade anläuft, erklärt Sozialpädagogin Sylvia Maral. Die Leiterin des Awo-Nachbarschaftstreffs hat festgestellt, dass Kinder angeleitet werden wollen, wenn sie spielen.

"Wenn ich mit einer Gruppe zur Wiese kam, warteten bereits Kinder aus der Sahle-Wohnsiedlung auf uns", sagt die engagierte Sozialpädagogin. Maxim Lisovskiy (35), russischer Sozialpädagoge und Angestellter der Parea, leitet das Projekt. Er bietet Ballspiele an, verleiht Spielgeräte und strukturiert die Freizeit der Kinder. Auch dieses Angebot hat die Stadtsparkassen-Stiftung finanziert.