Hochdahl: Seit 77 Jahren bei Rhenania

Der 90-jährige Karl Spickenagel erzählt von seinem Leben in Hochdahl, seiner Schulzeit und seinen Leidenschaften.

Hochdahl. Als Karl Spickenagel geboren wurde, sah es an der Johannesberger Straße noch ganz anders aus. 90 Jahre ist das jetzt her, und der rüstige Senior erinnert sich an ein paar Häuser, die den Weg von Kemperdick nach Bruchhausen säumten.

Auf der Straße, die damals nicht mehr als ein besserer Feldweg war, hat er mit den Jungen aus der Nachbarschaft Fußball gespielt. "Wir hatten keinen Ball, sondern haben mit Blechdosen gespielt", erinnert sich Karl Spickenagel an seine Jugend - den ersten eigenen Fußball hielt er als Achtjähriger stolz in den Händen.

Bruchhausen 1 lautete damals die Adresse des Hauses an der heutigen Johannesberger Straße, das Spickernagels Großvater gebaut hatte, und in dem bis heute vier Generationen der Familie wohnen. Alle Generationen unter einem Dach, das kennt der Hochdahler bereits aus seiner Kindheit.

Der Großvater war Schuhmacher, die Großmutter verkaufte Lebensmittel in einem Kolonialwarenladen. Werkstatt und Geschäft waren im Haus der Familie untergebracht. Dem Großvater bei der Arbeit über die Schulter schauen, der Großmutter stolz den auf der Straße verlorengegangenen 20 Mark-Schein zurückbringen: Das sind die Erinnerungen, die Karl Spickenagel an seine Kindheit hat.

Acht Jahre lang hat er die evangelische Schule Bruchhausen besucht, immer zu Fuß, bei Wind und Wetter. "Im Winter sind wir durch den Schnee gestapft", erzählt Spickenagel. Nach der Schulzeit ging er nach Haan in die Lehre, später nach Russland an die Front.

Erfrorene Gliedmaßen, ein Granatsplitter in der Hand und monatelange Kriegsgefangenschaft gehören zu den Erinnerungen, über die der Hochdahler nicht so gern spricht. Dafür hat er sich umso mehr über die Briefe gefreut, die ihm seine spätere Frau Elisabeth damals an die Front schickte - ein Jahr nach Kriegsende wurde geheiratet.

In Hilden arbeitete Karl Spickenagel bis zu seiner Pensionierung als Werkzeugmacher. "Mit 43 Jahren habe ich meinen Führerschein gemacht. Mein erstes Auto war ein VW Käfer", erinnert er sich lächelnd. Eine weitere große Leidenschaft ist der Fußball. Als 13-Jähriger wurde er Mitglied des SC Rhenania Hochdahl. Bis zur B-Jugend hat er selbst dort gekickt, später ist er jeden Sonntag zum Spiel auf den Platz gegangen.

Noch heute lässt er sich ab und an vom Schwiegersohn zum Bolzplatz fahren, um sich ein Fußballspiel der Herrenmannschaft anzuschauen. Mit seinen 90 Jahren ist er nicht nur Ehrenmitglied der Rhenania Hochdahl, sondern auch das älteste noch lebende Mitglied des Vereins. Bis heute verfolgt er, wo seine Mannschaft in der Tabelle steht - ob man sich über einen Aufstieg freuen kann oder ob den Spielern der Abstieg droht.