Erkrath: Die Krise umfließt Pose-Marré

Die Arbeiten am Bau der Mehr- und Einfamilienhäuser gehen unverändert weiter. Der Investor hat der Kirche ein Stück vom Gerberplatz abgekauft.

Erkrath. Rom hat gesprochen und die Konjunkturkrise hält in Alt-Erkrath die Luft an. Alle reden vom Sparen, aber die "Neue Mitte Erkrath" investiert - genau nach Zeitplan - Millionen Euro in den Wohnungsbau auf dem Pose-Gelände. Und das mit dem Segen der Kirche.

Der kommt zwar nicht wirklich aus Rom, sondern "nur" vom Erzbistum der Katholischen Kirche in Köln und bezieht sich auf eine eher kleinere Fläche, ist jedoch von großer Bedeutung: Nach monatelangen Verhandlungen und Prüfungen, nach Abwägen und Denken der Kirchenmänner wurde die katholische Kirchengemeinde Erkrath autorisiert, einen 178 Quadratmeter großen Streifen des Gerberplatzes zu verkaufen.

"Wir benötigen ihn als Abstandsfläche für ein Gebäude, in das Gewerbe einziehen soll", sagt Architekt Georg Krautwurst. Da auf dem Teil des Gerberplatzes, den die Neue Mitte Erkrath erworben hat, der Schießstand steht, "haben wir uns selbstverständlich bei den Schützen verpflichtet, ihn umzusetzen", so Constanze Paffrath, Geschäftsführerin der Neuen Mitte.

Bevor dort gegraben wird, konzentrieren sich die Aktivitäten auf dem Gelände des ehemaligen Edelstahlwerks jedoch auf andere Objekte. So wurde im nördlichen Teil, zwischen Gerber- und Bismarckstraße, mit dem Bau des ersten von insgesamt sechs Häusern mit 35 Eigentumswohnungen begonnen. Außerdem werden zurzeit sechs von insgesamt 28 Einfamilienhäusern und sieben Stadtvillen hochgezogen. "Bis Ende 2010 soll alles bezugsfertig sein", so Krautwurst. Wer einziehen möchte, muss für einen Quadratmeter rund 3000 Euro zahlen.

Deutlich preiswerter ist der Genuss, am Ufer der Düssel zu träumen, zu lesen oder sonstwie die Seele baumeln lassen zu können. Bauherr Hasso van Blücher hat damit begonnen, dafür die Voraussetzungen zu schaffen. Im Stil von Flussauen wird das Gelände neben der Düssel auf ein Niveau mit der Bach gebracht. Neben dem praktischen Aspekt der Überflutungsfläche "wollen wir damit auch Großzügigkeit schaffen", so Krautwurst.

Und weil die Krönung des Wohlgefühls die Möglichkeit wäre, zum Rauschen in Baumwipfeln und Gurgeln kleiner Strudel im Bach einen Kaffee zum Kuchen zu genießen, ist genau das geplant. "Wir haben Kontakt zu einem Entwickler für Innenstadtkonzepte aufgenommen", sagt Paffrath. Ziel sei der Bau eines Cafés und eines weiteren gastronomischen Angebots. Von Blücher ist einer Sushi-Bar nicht abgeneigt.

Das alles klingt wenig nach Konjunkturkrise und Investitionsverweigerung - zumindest nicht beim Bauherren. Dessen Finanzlage wiederum ist stark abhängig vom Vertrieb der Immobilien. Und genau den kurble die Krise an, sagt Paffrath - und schiebt die Lösung des vermeintlichen Paradoxons flugs nach: "Die Menschen haben ein Investitionsproblem." In Zeiten, in denen die Anlage von 50000 Euro in Aktien von ausgeprägter Risikobereitschaft zeugt, "sind Immobilien eine stabile Wertanlage", so Paffrath.