Erkrath/Eisenbahnbrücke: Um 1.37 Uhr hängen 25 Tonnen „Badewanne“ endlich am Haken
In der Nacht zu gestern wurde die Eisenbahnbrücke am Heiderweg erneuert. Die WZ hat den Kraftakt beobachtet.
Erkrath. Das Brückenelement schwebt langsam durch die Nacht. Nur vier dünne Metallketten halten das große, wannenförmige Bauteil am Ausleger des mächtigen Autokrans. Behutsam senkt der Kranführer die 25 Tonnen schwere Last auf die Brückenfundamente ab, wo die Bauarbeiter noch hastig letzte Arbeiten ausführen. Dann ist es soweit: Der erste Teil der neuen Eisenbahnbrücke am Heiderweg senkt sich beinahe lautlos auf die Halterungen ab, ein wichtiger Schritt der Bauarbeiten ist vollbracht.
Damit das Finale der Brückenbauarbeiten am Heiderweg aber so gut über die Bühne gehen konnte, mussten schon im Vorfeld einige Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. So die alte Brücke der Regiobahntrasse. Einige ihrer Teile stammen noch vom Beginn der Eisenbahnzeit aus dem Jahr 1879, ihre Sanierung wäre teurer als ein Neubau geworden.
In einem zeitlich genau abgestimmten Kraftakt wurde die Brücke innerhalb von wenigen Tagen abgerissen und von Grund auf neu gebaut. 500 000 Euro investiert die Regiobahn. "Wir sind gut im Zeitplan", sagte Bauüberwacher Burkhard Meckenstock von der Regiobahn. Leichte Probleme gibt es nur beim Abriss der alten Brücke, hier geht vieles nur in Handarbeit.
Der riesige, gelbe Autokran mit 200 Tonnen Tragkraft soll sie auf die bereits eingesetzten Auflagebänke, das Brückenfundament, setzen. Doch kurz vor Mitternacht steht der Riese still, der Fahrer hat es sich auf dem Lenkrad bequem gemacht und schläft. "Erst hat uns der Regen Schwierigkeiten gemacht und jetzt der Falschfahrer", sagt Joachim Donner, Geschäftsführer und Betriebsleiter der Regiobahn. Trotz Straßensperrung und Verbotsschildern - ein schwarzer Kombi steht mitten auf der engen Straße und versperrt den Schwertransportern mit den letzten Brückenteilen die Anfahrt zur Baustelle. Die Fahrer sind genervt. Zwei Stunden lang warten sie bereits, dann erst wird der Kombi abgeschleppt.
Aber nicht alle sind über die Wartezeit betrübt. Kranliebhaber Steffen Kricheldorf inspiziert den 200 Tonnen Kran fachmännisch und schießt Erinnerungsfotos. "Der Kran ist ein echtes Highlight für Erkrath", sagt Kricheldorf, der sich oft spektakuläre Kranarbeiten ansieht. Auch ein Anwohner ist noch zu später Stunde auf den Beinen und schaut den Arbeitern gespannt zu.
Gegen 1 Uhr gehen die Arbeiten weiter, die Widerlagerköpfe, große Betonklötze die der Brücke Halt geben, werden abgeladen. Acht Tonnen wiegt einer der Stahlbetonwürfel. "Legosteine", sagt Schwertransportfahrer Klaus verächtlich, die Auflagebänke für die Brücke seien da schon größer mit ihren 28 Tonnen Gewicht.
Um 1.37 Uhr hängt dann endlich das erste Brückenteil am Haken des Krans, doch schon wieder stocken die Arbeiten. "Die sind noch beim Gießen", sagt einer der Arbeiter, wieder nutzt der Kranführer die Zeit für ein Nickerchen. Oben auf der Brücke füllt die Baukolonne Sack um Sack Pagel, einen schnell trocknenden Beton, in ein Loch im Boden. Innerhalb einer Stunde verschwindet eine ganze Palette des Baustoffes im Brückenfundament. Dann kommt die Brücke angeschwebt.
Ob sie wohl passt? Auf fünf Millimeter genau muss sie sich einsetzen lassen. Joachim Korn ist da ganz entspannt. "Ich hab das bei der Bauabnahme schon abgemessen", sagt der Betriebsleiter und schiebt schnell nach: "Die passt." Und tatsächlich, Punkt 2.41 Uhr sitzt der erste Teil der Brücke auf dem Fundament. "Wenn alles nach Plan läuft, wird Montagmorgen um 4 Uhr der erste Güterzug über die neue Brücke zum Kalkwerk Neandertal rollen", so Korn.