Erkrath: Familien wollen nicht sparen

Die Rabatte, die die Familienkarte ermöglicht, werden kaum in Anspruch genommen.

Erkrath. Payback-Punkte sind in, Geiz ist geil, und wer nicht spart, ist selber schuld. Kostensenkung ist zum Volkssport geworden. Internetmaschinen finden den günstigsten Preis, Feilschen um jeden Cent liegt im Trend.

In solchen Zeiten auf den Misserfolg der neu eingeführten Familienkarte zu wetten, hätte eigentlich Quoten unterhalb der Nulllinie bringen müssen. "Hätte", denn faktisch ist das Gegenteil der Fall. "Es war noch keiner da" oder "Es sind nur ganz wenige Kunden, die die Karten vorlegen", sagten die meisten Geschäftsleute, die sich an der Aktion beteiligen.

Dabei ist die Idee der Stadt simpel wie überzeugend: Anfang Juli wurde 4879 Familien mit einem Kind, das jünger als 17 Jahre alt ist, unaufgefordert die neue Familienkarte zugeschickt. Wer sie vorlegt, dem werden in 44 Geschäften, bei Vereinen, in einem Hotel und bei Geldinstituten Rabatte gewährt.

Geldwerte Vorteile bietet zum Beispiel die Werkstatt neben der Tankstelle an der Max-Planck-Straße: Zehn Prozent werden vom Rechnungsbetrag über Fahrzeugpflege und vom Arbeitslohn für technische Arbeiten subtrahiert. "Einmal ist die Karte bisher vorgelegt worden", lautet trotzdem das ernüchternde Fazit von Andreas Kelch. Er rät Karteninhabern, einen Hinweis auf den Kostensenker gut sichtbar am Kühlschrank zu befestigen.

Dieser Tipp scheint Sinn zu machen, denn auch Sabine Keller, Inhaberin von "Floristik mit Flair" an der Hildener Straße, hat die Erfahrung gemacht, "dass immer wieder Leute kommen, die zwar eine Familienkarte besitzen, sie aber nicht dabei haben". Keller macht die Flut an Plastikkarten in Geldbörsen dafür verantwortlich, dass die Familienkarten unter ferner liefen rangieren. Wie sonst ließe sich erklären, dass Kunden fünf Prozent Rabatt sausen lassen?

"Weil ich einfach vergesse, dass ich sie habe", sagt Birgit Hartmann, die grundsätzlich alles richtig gemacht hat: "Eine Liste mit den Teilnehmern an der Aktion hängt an der Pinnwand, die Familienkarte selbst habe ich in der Geldbörse." Dass sie die Sparkarte trotzdem nur selten zückt, hänge auch mit fehlenden Hinweise darauf zusammen, welche Geschäfte sich beteiligen.

Was so zwar nicht stimmt, weil an der Eingangstüre ein Aufkleber auf die Rabattmöglichkeit hinweist - Birgit Hartmanns Einwand macht aber klar, dass die Platzierung des Aufklebers verbesserungswürdig ist. Hartmann: "Ich fände es besser, ihn auf die Kasse zu kleben."

Eine Ausnahme von der Regel soll nicht verschwiegen werden. "Bei uns kommt die Karte gut an", sagt Ewa Seidel von der Reinigung am Hochdahler Markt. Der Einsatz der Familiekarte habe stark begonnen, deutlich nachgelassen und befinde sich jetzt wieder im Aufwind.

Einig sind alle an der Karte Beteiligten, "dass es tolle Sache ist, die allerdings intensiver genutzt werden sollte." Damit bringt es Marion Buschmann auf den Punkt. Die Verwaltungsmitarbeiterin hat das System ausgeheckt.