Erkrath: Die Gespräche sind verstummt
Die „Stadtgespräche“ im Haus der Kirchen stehen auf dem Prüfstand.
Hochdahl. Wenn der Wunsch Vater des Gedankens ist, macht die Zeit schon mal einen weiten Satz. "Das letzte Stadtgespräch war doch erst im September", meint Gerd Verhoeven, Ex-Pfarrer in Hochdahl und mitverantwortlich für die Reihe "Stadtgespräche" im Haus der Kirchen. "Das Thema war die Entwicklung der Franziskus-Gemeinde", erinnert Verhoeven. Mit Letzterem hat er völlig Recht - mit dem Datum allerdings ist er der Zeit voraus: Es war bereits im März, dass die 40-jährige Geschichte der Gemeinde zum 58. Stadtgespräch gemacht wurde.
Seitdem herrscht Schweigen. "Es ist weniger geworden" sagt Verhoeven. Eine schmeichelnde Formulierung für die Tatsache, dass es damit 2007 genau eine Veranstaltung aus der Reihe mit Kultstatus gegeben hat. In früheren Jahren waren es bis zu sechs. "In diesem Jahr wird es auch keins mehr geben." Ob es 2008 weitergeht, ist unklar.
Die Suche nach Ursachen fällt schwer. Verhoeven verhehlt nämlich nicht, dass er eigentlich gar nichts sagen möchte. Vor allem nichts zu der entscheidenden Frage, ob es an personeller Unterstützung fehlt, um die Veranstaltungen zu organisieren, auf denen meist unverbrämt Klartext gesprochen wurde. "Wir wollen uns noch in diesem Jahr zusammen setzen und sehen, wie es weitergeht", sagt der Gottesmann. Immerhin räumt er ein, auf der Suche nach neuen Mitarbeitern zu sein. Das klärende Gespräch wurde für kommenden Montag anberaumt.
Deutlicher wird Alois Stuhldreher, Mitglied im Arbeitskreis "Stadtgespräche". Auch dem Intimus ist nicht verborgen verblieben, "dass es an einer organisatorischen Kraft fehlt". Außerdem habe er bei den letzten Stadtgesprächen den Diskurs-Charakter vermisst. Ein nettes Plauderstündchen vorzubereiten sei seine Sache nicht, stellt Stuhldreher klar. "Es war ja immer so, dass wir im Wechsel religiöse und weltliche Themen gewählt haben." Da wurde auch der 11. September und die Legitimation von Kriegen als eine der Folgen des Anschlags knallhart diskutiert.
Jemanden gefragt, der sich mit den Stadtgesprächen auskennt, hat Stuhldreher bereits - den Initiator der Gesprächsreihe nämlich: Am 11. Februar 1995 lud Johannes Hoffmann zum ersten Stadtgespräch ein. Das Thema: "Gesamtschule in Erkrath?" Der Streit um bildungspolitische Ideologien kam beim Publikum bestens an. Die Themen waren stets aktuell - was bei einem Titel wie "Stadtgespräch" Verpflichtung ist. Vor zwei Jahren zog sich Hoffmann zurück. An seine Rückkehr ins Organisationskomitee ist er nach Stuhldrehers Auskunft nicht interessiert.
Er habe die Mittwochsgespräche in Düsseldorf zum Vorbild genommen, hat Hoffmann einmal gesagt. Es sei ihm darum gegangen, eine Streitkultur jenseits populistischer Stammtischdialektik zu etablieren. "Die Themen, die wir dazu auswählen, sind die, die in unseren Köpfen sind."