Erkrath: Stadtwerke kündigen dem Pächter im Neanderbad fristlos

Wirtschaft: Der Wirt des Bistro-Betriebs hat bei den Stadtwerken über 30000 Euro Schulden.

Erkrath. Kurz nach 10 Uhr hielt Karl-Heinz Görtz am Dienstag schwarz auf weiß in Händen, dass er baden gegangen ist. Da übergab ihm der Geschäftsführer der Stadtwerke, Gregor Jeken, persönlich die fristlose Kündigung. Bis 2. November hat der Pächter des Bistros Zeit, den gastronomischen Betrieb zu räumen.

Als Grund für den radikalen Schnitt nennt Jeken im Gespräch mit der WZ Verbindlichkeiten von Görtz "im fünfstelligen Bereich". Der Pächter selbst spricht von 31000 Euro. "Von dieser Summe kommt er auch nicht ’runter, wenn wir ihm Pacht und Energiekosten stunden", sagt Jeken. Er fürchte, dass sich Görtz immer tiefer in der Schuldenfalle verfange.

Diese Fürsorge ist nach Meinung des Pächters nicht angebracht. Gemeinsam mit einem Freund, einem Banker, hat Görtz einen Finanzplan erarbeitet, der für das kommenden Jahr den Abbau des Schuldenbergs prognostiziert. "Der Grund dafür ist einfach", sagt Berater Wolfgang Friese. "Im kommenden Jahr laufen die meisten Leasingraten für die technischen Geräte aus, die Herr Görtz angeschafft hat."

Das sind der Kaffeevollautomat für 20000 Euro oder die Maschine, die Softeis herstellen kann. Insgesamt habe er rund 80000 Euro investiert, als er vor knapp vier Jahren das Bistro übernommen hat, so Görtz, der an der Kreuzstraße noch eine Grillstube betreibt. "Nach dem Pächterpfandrecht wollen die Stadtwerke jetzt einige dieser Maschinen übernehmen", ergänzt Friese.

Görtz möchte etwas ganz anderes - "noch eine Chance bekommen". Dabei setzt er nicht auf das Prinzip Hoffnung, sondern auf ein Gutachten, dass der Hotel- und Gaststättenverband im Auftrag der Stadtwerke erstellt habe. "In diesem Gutachten steht klipp und klar, dass das Bistro nur dann wirtschaftlich betrieben werden kann, wenn die Pacht erlassen wird." Die beträgt zurzeit 1000 Euro monatlich, nachdem sie Anfang 2008 nach einem ersten Hilferuf von Görtz halbiert worden war.

Dass der Geschäftsführer der Stadtwerke am Dienstag Fakten geschaffen hat, ist kein Zufall. Morgen steht die Kündigung des Bistro-Pächters auf der Tagesordnung des nichtöffentlichen Teils der Aufsichtsratssitzung des Energieunternehmens. Dort haben noch CDU und FDP das Sagen, die in Vergangenheit eher dazu tendierten, die finanzielle Belastung des Pächters zu erleichtern.

SPD-Mann Detlef Ehlert hingegen sieht den Aufsichtsrat nicht in der Pflicht: "Das muss Jeken selbst regeln", sagte er gestern im Gespräch mit der WZ. "Wir wollen, dass das Bistro ordentlich geführt wird."

Diese Aufgabe soll ab Januar - im Dezember bleibt das Bad wegen Reparaturarbeiten geschlossen - einer der Interessenten erfüllen, die sich das Bistro bereits am Montag angesehen haben. "Das sind Leute, die auch andere Bistros erfolgreich betreiben", sagt Jeken.