Erkrath: Tagesmütter - Zu Besuch bei Mama Nr. 2

Um den Betreuungsbedarf für Kinder unter drei Jahren zu erfüllen, beschäftigt die Stadt 35Tagesmütter.

Erkrath. Yvonne Lichters hat vier Kinder. Das jüngste, Paul, ist 15Monate alt. Das älteste, Leon, steht kurz vor der Einschulung. Ein eigenes Kinderzimmer in der Wohnung am Rathelbecker Weg mit eigenem Spielzeug, Bett und Kleiderschrank hat allerdings lediglich der Fünfjährige.

Was keine Frage des Alters, sondern des Verwandtschaftsgrades ist: Leon ist Lichters’ leiblicher Sohn, Nele hingegen, die ebenfalls durch die Wohnung tollt, als wäre es ihr Heimrevier, nur Gast. Wenn auch einer mit immerhin 28 Besuchsstunden wöchentlich.

Yvonne Lichters ist Tagesmutter. Die 36-Jährige verdient ihr Geld damit, die Kinder anderer Frauen zu betreuen, während die arbeiten gehen. "Nach dem Erziehungsurlaub habe ich eine Beschäftigung gesucht", erzählt Lichters.

Sie wurde auf das Angebot der Verwaltung aufmerksam, die Tagesmütter suchte, damit das Versprechen des obersten Chefs nicht als Blase zerplatzte: Es werde für jedes Kinder unter drei Jahren einen Betreuungsplatz in Erkrath geben, hatte Bürgermeister Arno Werner vor zwei Jahren vollmundig versprochen.

Dass er hat Wort halten können, ist Verdienst von Yvonne Lichters und den anderen 34 Tagesmüttern, die für drei Euro pro Stunde und Kind bereit sind, morgens den ersten Schreihals in Empfang zu nehmen und abends um 20 Uhr den letzten Gast Mamas Obhut zu übergeben.

Wenn sie davon spricht, wirkt Yvonne Lichters ganz entspannt. Einkauf mit drei Kindern? "Kein Problem." Gleichbehandlung? "Selbstverständlich." Absprache mit Eltern? "Unabdingbar."

Dass die Theorie mit der Praxis Schritt hält, bestätigt Nadja Wozniak, Neles Mutter. Die 38-Jährige hat einen älteren Sohn, der einen Kindergarten in Unterbach besucht hat. "Da konnte mir nie einer sagen, was mit meinem Kind war."

Als es um die Betreuung für Nele ging, setzte sie daher auf das Modell Tagesmutter - und bereut es nicht. "Bei der Verwaltung konnte ich Wünsche, wie zum Beispiel zur Ernährung, äußern." Dann wurde der Kontakt zu Yvonne Lichters hergestellt. Die beiden Frauen beschnupperten sich bei einem ersten Treffen - und fanden sich auf Anhieb sympathisch. Wozniak: "Ich habe eine gutes Gefühl, wenn ich Nele hier abgebe."

Damit das auch so bleibt, wacht Sabine Lange vom städtischen Jugendamt über die Tagesmütter. "Ich kenne alle persönlich." Bevor eine Bewerberin offiziell in den Stand einer Betreuerin erhoben wird, "muss sie ein Führungszeugnis vorlegen und einen Qualifikationskurs über 160 Stunden absolvieren".

Und wenn Lange zu Besuch kommt, sollten nicht gerade Bierflaschen auf dem Tisch stehen. "Bisher haben wir noch nie Probleme mit Tagesmüttern gehabt", sagt Lange.