Fotoausstellung in der Caritas: Ein Leben in bitterer Armut

Noch bis Ende der Woche ist in der Wohnungslosenhilfe eine Fotoausstellung zu sehen, für die Obdachlose einen Teil ihres Lebens selbst fotografiert haben.

Mettmann. Die einen sind tief gefallen, die anderen nie aufgestiegen: Die Armut erfasst Arbeitslose mittlerweile genauso wie Niedriglöhner und gescheiterte Unternehmer. "Meist sind es Lebensbrüche, die manche Menschen einfach nicht mehr verkraften können", sucht Klaus Gärtner nach den Ursachen für die zunehmende Zahl der Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben müssen. Der Mitarbeiter der Caritas-Wohnungslosenhilfe ist nah dran an den Betroffenen und ihren Schicksalen. Den Besuchern des Tagestreffs an der Lutterbecker Straße gab er eine Einmalkamera in die Hand, mit der sie das festhalten sollten, was sie selbst unter Armut verstehen.

"Armut in Mettmann" ist nun der Titel der Fotoausstellung, die derzeit im Tagestreff zu sehen ist. Eine Bilderschau, die nachdenklich macht. Vor allem auch deshalb, weil die Betroffenen ein Stück ihres eigenen Lebens vor sich hatten, als sie auf den Auslöser drückten. Mit "Stationen eines Lebens" ist eine Bilderserie betitelt, die den Weg von der "Platte" unter freiem Himmel bis hin zur Errungenschaft eines eigenen Appartements zeigt.

Eine Obdachlosenkarriere mitten in Mettmann - unbemerkt geblieben vom Rest der Welt, von dem man sich mit solchen Lebensumständen weit entfernt fühlen muss. "Bei Armut geht es heute nicht mehr nur darum, ob man einen Fernseher hat, sondern vor allem um die Möglichkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen", sucht Caritas-Bereichsleiter Thomas Rasch nach einer zeitgemäßen Definition. Und eben diese Teilhabe am Leben haben seiner Ansicht nach viele Menschen nicht, die von Sozialleistungen und womöglich auch noch im Obdach leben müssen. Die meisten Obdachlosen kommen in Mettmann bei Freunden oder in der städtischen Notunterkunft unter. Und es sind keineswegs nur Männer. "Obdachlose Frauen kriechen unter oftmals entwürdigenden Umständen irgendwo unter", spricht Rasch über ein Tabu.

Armut in Mettmann - das heißt für die Betroffenen ein Leben in ständiger existenzieller Not. Schulden, zu spät gezahlte Sozialleistungen, die kaputte Waschmaschine: zum finanziellen Genickbruch kann alles werden, was dazu führt, das plötzlich gar nichts mehr geht.

Schwierige Verhältnisse auch für Familien, in denen Kinder von Armut betroffen sind. Wie soll man seinen Kindern einen besseren Start ins Leben ermöglichen, wenn das Geld noch nicht mal für die Schulbücher oder das Mittagessen in der Offenen Ganztagsschule reicht? Eine Frage, auf die Betroffene häufig keine Antwort finden. "Bei Hartz IV sprechen wir über einen monatlichen Regelsatz von 347 Euro für einen Erwachsenen, von dem theoretisch auch noch 48 Euro angespart werden müssen, um den Wintermantel oder eine neue Waschmaschine bezahlen zu können", sagt Klaus Gärtner. Ein Anspruch, der nach Ansicht des Caritas-Mitarbeiters nur auf dem Papier der Sozialgesetzgebung eine praktikable Lösung ergibt. "Das funktioniert in den wenigsten Fällen", sagt Gärtner über die Praxis, die häufig ganz anders aussieht.