Frauenhaus: Einmal wieder Frieden erleben

Die Mitarbeiterinnen sind auf Notaufnahmen — auch am Heiligabend — vorbereitet.

Foto: privat

Mettmann. Am Heiligabend rückt die Familie näher zueinander, alle Streitereien scheinen vergessen zu sein. Der Stress der Vorweihnachtszeit hat seine Spuren hinterlassen. Nun möchte man eigentlich nur noch Ruhe haben. Meistens gelingt das auch und alle sitzen gemütlich beieinander. Manchmal jedoch entlädt sich gerade inmitten der hohen Erwartungen an eine möglichst „heile Welt“ die seit langem angespannte Atmosphäre in häuslicher Gewalt.

„Wir hatten im Frauenhaus auch schon Notaufnahmen am Heiligabend“, berichtet Alexandra Herbertz. Die Mitarbeiterin des SKFM Mettmann weiß, dass die Weihnachtstage eine besonders kritische Zeit sein können. Darauf, dass Frauen mit ihren Kindern auch dann eine Zuflucht suchen, ist man im Frauenhaus gut vorbereitet. Nicht nur, dass es neben der Rufbereitschaft rund um die Uhr darum geht, den Frauen in einer extremen Notsituation auch seelisch zur Seite zu stehen. „Wir sind auch sehr froh, dass wir kleine Geschenke packen können. Einige werden auch für den Fall vorgehalten, dass wir an den Weihnachtstagen jemanden aufnehmen“, freut sich Alexandra Herbertz über die Unterstützung von Spendern und Sponsoren.

Für die Kinder sei es jedes Jahr eine große Freude, einen Wunschzettel für den Weihnachtsmann schreiben zu dürfen. Und auch die Frauen rücken näher zusammen , obwohl nicht alle in ihren Familien das christliche Weihnachtsfest feiern würden. So wie Fatima S., die aus Marokko nach Deutschland gekommen ist. Nach 14 Jahren Ehe hat sie sich vor wenigen Monaten von ihrem gewalttätigen Ehemann getrennt. „Ich habe es lange ertragen“, sagt sie. Neben ihr sitzt Dina K., auf dem Schoss die drei Monate alte Tochter. Die junge Frau aus Osteuropa hat sich von ihrem Mann getrennt, als sie noch schwanger war. „Er hat mich gedemütigt. Ich habe es psychisch nicht mehr ausgehalten.“

Hört man den Frauen zu, wenn sie davon erzählen, was sie für den Heiligabend geplant haben, so wird schnell klar: So schmerzlich die Umstände auch sein mögen — man kann dennoch versuchen, etwas Gutes daraus zu machen. So schmücken alle gemeinsam den Weihnachtsbaum und planen das Abendessen. „Diesmal gibt es Entenbraten“, verrät Alexandra Herbertz. Je nachdem, woher die Frauen kamen, sei es in den vergangenen Jahren in der Küche auch schon mal international zugegangen.

Und bevor sich alle an den festlich gedeckten Tisch setzen, wird gemeinsam gesungen. Den Abwasch übernehmen übrigens die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses. „Wir freuen uns auf den Abend“, sagen Fatima S. und Dina K. — und zwischen den Zeilen klingt durch, dass sie froh sind, an einem sicheren und geborgenen Ort zu sein. „Das ist natürlich nicht bei allen Frauen so. Manche wollten die Weihnachtstage unbedingt in einer eigenen Wohnung verbringen“, weiß Alexandra Herbertz. Manchmal gebe es auch gerade dann, wenn alle über die Weihnachtszeit hinweg beieinander sitzen, schon mal Tränen. Schließlich sei die Familie nicht immer ein Ort der Gewalt gewesen, dem man irgendwann entfliehen musste. Und gerade für Frauen mit Kindern sei die Erinnerung an ehemals gute Tage besonders schwer. „Das ist das erste Weihnachtsfest mit meiner Tochter“, sagt Dina K. Sie würde es gern mit ihrer Familie feiern.

Das Frauenhaus im Kreis Mettmann ist unter der Notrufnummer 02104/922220 rund um die Uhr erreichbar.