Grabstein unter der Apfelkiste

Im Keller von Hof Kamphausen hat Paul Zimmermann Haans ältesten Grabstein gefunden. Die Schieferplatte ist gut 400 Jahre alt.

Haan. Dass Paul Zimmermann auf der Suche nach alten Grabsteinen in seinem eigenen Keller fündig werden würde, damit hätte der 47 Jahre alte Malermeister nicht gerecht. "Ich habe die Platte beim Aufräumen gefunden", erzählt Zimmermann, während er in dem alten Gewölbekeller seines Familiensitzes Kamphausen steht.

Mit der Inschrift nach unten lag die Schieferplatte auf dem Boden des Kellers, eine Apfelkiste stand lange Zeit darauf und ließ nicht erahnen, dass sich unter ihr der wahrscheinlich älteste bekannte Grabstein in Haan und Gruiten befand.

Paul Zimmermann ist nicht nur Malermeister, sondern auch zweiter Vorsitzender im Bergischen Geschichtsverein Haan. "Grabsteine sind bei uns immer ein Thema", sagt er. Sein Exemplar stammt aus dem Jahr 1607 und ist damit sogar älter als der Grabstein im Haaner Heimatmuseum "Haus Stöcken", der aus dem Jahr 1621 stammt.

Erste Nachforschungen von Zimmermann und seinen Kollegen im Geschichtsverein haben ergeben, dass er einst an einen "ehrbaren und frommen Rütger auf der Höhe" erinnern sollte. "Wir vermuten, dass es sich bei der Bezeichnung "auf der Hoee" (so die Bezeichnung auf dem Grabstein, Anm. der Red.) um die Höfe "Höhe" auf heutigem Vohwinkler Gebiet handelt, das zwischen 1600 und 1800 zu Haan gehörte", sagt Zimmermann.

Vielleicht stammt der "fromme Rütger" von einem der Höfe, die damals in der so genannten Obersten Honschaft lagen, wie zum Beispiels Küppershöhe, Schäfershöhe, Rauen- oder Engelshöhe. Weil er auf Haaner Gebiet lebte, wurde er nach seinem Tod auf dem Haaner Friedhof beerdigt, der sich damals mitten in der Stadt befand - dort, wo heute das Hallenbad steht.

Und wie kam der Grabstein nach Kamphausen? "Um 1807 wurden auf Erlass von Napoleon alle Friedhöfe aus hygienischen Gründen außerhalb der Stadtgrenzen verlegt", sagt Zimmermann. In der Regel holten Verwandte die Grabsteine ab und verwendeten sie anderweitig - zum Beispiel als Bodenplatten.

Ob der "fromme Rütger" nach Kamphausen geheiratet hat und so verwandtschaftliche Beziehung entstanden sind, haben die Geschichtsforscher noch nicht geklärt. Sie vermuten aber, dass der Stein bei der allgemeinen "Aufräumaktion" übrig geblieben ist, mitgenommen wurde und als Bodenplatte im Keller von Kamphausen landete.

"Seitdem es hier vor zwei Jahren gebrannt hat, suche ich nach Grabsteinen auf dem Gelände des Hofes", erzählt Zimmermann. Mit der Schaufel hat er an verschiedenen Stellen gegraben, einen Grabstein aber nicht gefunden.

Dafür stieß er auf einen alten Fundamentstein, der definitiv schon einmal verwendet worden war. Auch die Balken der im August 2006 abgebrannten Scheune waren schon verwendet worden.

Den alten Grabstein, eine Schieferplatte, möchte er mit Steinverfestiger bearbeiten und dann gut sichtbar im Außenbereich des ehemaligen Bauernhofs anbringen.

Übrigens: Der Grabstein im Keller von Hof Kamphausen lag nicht über einem Grab. Paul Zimmermann: "Ich habe natürlich ein bisschen gebuddelt, aber nichts gefunden."