Mettmann: Der Sport öffnet ihr die Welt

Die geistig behinderte Nicole Peters hat über ihre Erfolge viel Selbstvertrauen gefasst.

Mettmann. "Nicole war völlig in sich gekehrt und hat kaum gesprochen. Durch den Sport und die vielen Kontakte, die sie dabei erlebt hat, hat sie sich geöffnet. Jetzt geht sie sogar auf fremde Menschen zu und spricht sie an", erzählt Petra Peters über ihre 19Jahre alte Tochter.

Nicole ist geistig behindert, aber eine absolute Sportskanone. "Rad fahren, Inlinern, Tanzen, Wandern, Ski fahren, Snowboard, Kanu, Laufen..." Die Liste ließe sich ohne Weiteres fortsetzen. Einen Lieblingssport hat die 19-Jährige aber nicht. "Es macht alles Spaß", meint sie.

Bei nationalen und internationalen Wettbewerben hat Nicole schon ordentlich abgeräumt. Zum Empfang im Rathaus brachte sie gestern ein paar ihrer vielen Medaillen mit, die sie unter anderem bei Olympischen Winter- und Sommerspielen für Sportler mit geistiger Behinderungen gewonnen hat. "So viele Goldmedaillen hab’ ich noch nie in den Händen gehabt", staunte Bürgermeister Bodo Nowodworski.

Bei den Winterspielen 2005 im japanischen Nagano holte Nicole dreimal Gold: im Abfahrtslauf, Riesenslalom und Super-G. Im vergangenen Jahr gewann sie in Shanghai im Kanu über 200 und 500 Meter Bronze.

Mit zehn Jahren stand Nicole das erste Mal auf dem Feldberg auf Skiern. Mit ihrer Schule, der Helen-Keller-Schule aus Ratingen, war sie im Skiurlaub. Inzwischen saust sie auch auf dem Snowboard die Berge hinab. "Der Sport ist für unsere Schüler ganz wichtig. Sie entwickeln Ehrgeiz und durch ihre sportlichen Erfolge steigt ihr Selbstwertgefühl", sagt Greta Kämmer.

Die Sonderschulpädagogin hat Nicoles Talent rechtzeitig erkannt und gefördert. "Unsere Schule hat sich den Sport ganz groß auf die Fahnen geschrieben." Tatsächlich ist die Schule in Trägerschaft des Kreises eine richtige Talentschmiede für gute Sportler. "In Nagano waren wir mit sieben unserer Schüler in der 100 Mann starken deutschen Delegation am Start", sagt Greta Dämmer nicht ohne Stolz.

In einem Jahr wird Nicole Peters die Schule verlassen. Dann beginnt für ihre Eltern das große Suchen. "Es wird bestimmt schwer, für sie einen Job zu finden", sagt ihre Mutter. Sie wäre froh, wenn ihre Tochter in Mettmann oder der näheren Umgebung eine Anstellung finden könnte. "In der Wirtschaft müsste die Bereitschaft vorhanden sein, auch Menschen mit geistiger Behinderung einzustellen. Nicole kann lesen und schreiben."

Außerdem möchten Nicoles Eltern, dass ihre Tochter in einer WG mit Gleichaltrigen ein neues Zuhause findet. "Geistig Behindert wollen auch das pure Leben", sagt Nicole Peters. Und dazu gehört für sie auch, dass behinderte und nicht behinderte Menschen zusammen Sport treiben. In Mettmann sei das aber nicht möglich.

Eine Anregung, die Margund Auer, die 2. Vorsitzende des Stadtsportbundes, aufgriff. "Bei Mettmann-Sport gibt es eine integrative Kindergruppe, warum also nicht auch eine Gruppe für Erwachsene?" will die Sportfunktionärin die Anregung an den Großverein weitergeben. Zurzeit trainiert Nicole mit Mitgliedern des Skiclubs Lintorf regelmäßig in der Neusser Skihalle. Margund Auer hat sich die Adresse der Peters notiert. "Denn Nicole wird auf der Sportlerehrung des Stadtsportverbandes noch einmal ausgezeichnet."