Gruiten: Passion im Faschingskostüm

Gemeinde: In der katholischen Kirche St. Nikolaus führten Gruitener Kinder das Passionsspiel auf. Die WZ war bei der Generalprobe am Samstag dabei.

Gruiten. Jesus trägt einen Kurzhaarschnitt, ist bartlos und steckt im akribisch aufgebügelten Gewand eines Messdieners, über das er eine leuchtende pinkfarbene Schärpe gelegt hat. Petrus hat lange Haare und ist in einen senfgelben Sack gehüllt, während einer der Soldaten überaus vergnügt an seinem Brot mit Nussnougatcreme kaut. "Das Soldatenkostüm gehört mir. Ich habe es im vergangenen Jahr zum Fasching getragen", verkündet Niklas (5) fröhlich. Jetzt macht die Karnevalsverkleidung aus ihm einen echten Passionsspiel-Schauspieler.

Eigentlich sollte nur seine große Schwester Natascha (8) in St.Nikolaus mitwirken. "Dann fehlten aber noch Soldaten. Sonst spiele ich samstags immer Fußball", sagt das Kindergartenkind. Mit Finn, der den Jesus gibt, Fabienne, sie ist Petrus, Alexandra, Seline, Max, Antonia, Jil, Luc, Natascha, Marie Sophie und Miguel stellt er sich nun unter Anleitung von Martina Poppel auf.

Es ist die Generalprobe für das Passionsspiel, das am Palmsonntag im Gottesdienst aufgeführt wird. War zum ersten Treffen Ende Februar kein einziges Kind der Einladung der katholischen Gemeinde gefolgt, fanden sich schließlich doch zwölf Mädchen und Jungen, die die Aufführung wagen wollten.

"An vier Nachmittagen haben wir konzentriert gearbeitet. Jetzt wird es langsam ernst", sagt Pfarrer Bernhard Seither zufrieden. Während der Generalprobe - es herrscht eine Mischung aus Anspannung, Aufgeregtheit und routinierten Abläufen - liest er die Passionsgeschichte über das Leiden und Sterben Jesu Christi. Deren Szenen, angefangen beim Gebet in Getsemani über Gefangennahme, Verhör, Verleugnung, Verhandlung vor Pilatus, Verspottung bis hin zu Kreuzweg, Kreuzigung und des Begräbnisses, die Kinder nachspielen.

Beim Gottesdienst am Sonntag übernahmen die Lesung Gerhard Dreps und Klaus Becker. Relativ sicher gehen die zwölf Kleinen, es handelt sich übrigens ausschließlich um Gruitener Nachwuchs, durch die einzelnen Szenen. "Nein, an der Textstelle schlaft ihr noch nicht", erinnert der Pfarrer die Jünger. "Wo ist der Hahn?", heißt es an einer anderen Stelle. Wieselflink stellen Nicole Wienand und Sandra Dörrier einen watteweichen Hahn auf, der zwar nicht krähen kann, aber doch Judas Verrat illustriert.

Nicole Wienand ist Jils Mutter, die Achtjährige, deren Erstkommunion ansteht, hat eine Doppelrolle und verkörpert sowohl die Maria als auch einen Soldaten. Die Rolle des Soldaten findet sie übrigens "interessanter, da kann ich mehr machen".

Sandra Dörrier flitzt gerade hinter ihrem Sohn Niklas her und wischt ihm die letzten Reste Schokocreme aus dem Gesicht. Vor allem sind die beiden Frauen dafür zuständig, dass die Kinder - einige wie die neunjährige Marie Sophie spielen als Engel, Räuber und falscher Zeuge mehrere Rollen - in die passenden Garderoben kommen, ihre Requisiten haben und Materialien wie der Ölbaum und aus Pappmaché gebasteltes Feuer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sind. Und weil es nach einer alten Theaterregel bei der Generalprobe auch mal haken muss, damit die Premiere klappt, verlief das Passionsspiel 2009 grandios.