Haan: Imponierender Kopfschmuck

Dank des kalk- und kalziumhaltigen Bodens ist das Gehörn der Rehböcke rund um Haan besonders stark ausgeprägt.

Haan. "Ja, das stimmt. Unsere Rehböcke haben das stärkste und gesündeste Gehörn weit und breit", sagt Adolf Thienhaus. "Das liegt an den kalkhaltigen Böden." Thienhaus muss es wissen, denn er ist Sprecher des Hegerings Haan. Und in dessen Zuständigkeit fallen immerhin 1100 Hektar Fläche rund um die Gartenstadt.

Tagein, tagaus kümmern sich die 80 Mitglieder um die Hege und Pflege von Wald und Feld und um das Getier, das sich darauf tummelt. Neben Fuchs und Igel sind das vor allem rund 80 bis 100 Rehe. "In den vergangenen Jahren sind die Bestände allerdings rückläufig", so Thienhaus. "Die Gründe dafür sind jedoch nicht eindeutig."

Möglich sei natürlich die fortschreitende Verstädterung, aber insbesondere das vermehrte Aufkommen von Wildschwein-Rotten könnte eine Ursache sein. Diese Wildschwein-Trupps machen bei ihren Zügen nämlich so viel Lärm, dass es die friedliebenden, die Einsamkeit suchenden Rehe vertreibt. Selbst ein einzelnes Wildschwein bringe ein Reh schon aus der Contenance, so Thienhaus. "Sie sind eben keine Freunde."

Was aber immer es auch sei, das für den Rückgang verantwortlich ist, der nährstoffhaltige Boden in Haan, Gruiten und Umgebung ist es jedenfalls nicht. "Der bietet den Tieren bei uns sogar Vorteile", erläutert Thienhaus. "Durch den kalkhaltigen Untergrund, der hier besonders ausgeprägt ist, nehmen die Tiere diese Stoffe über die Nahrung mit auf. Das ist gut für den Knochenbau."

Und da Kalk und Kalzium außerdem für die Ausbildung des Gehörns, wie der Kopfschmuck bei den Rehen heißt, zuständig ist, sind die Exemplare der Gartenstädter Rehböcke besonders stattlich. "Das kommt natürlich dem Imponiergehabe der männlichen Tiere zugute", schmunzelt Thienhaus. Die wüssten schon, was sie an ihrem Standort haben.

Auf den restlichen Körperbau der Tiere hat der kalkhaltige Boden übrigens keine Auswirkungen. "Die Wildbretmasse, also das Fleisch, wird bei unseren Tieren nicht mehr oder zarter", so Thienhaus. Das ändere sich aber schon in Unterhaan. "Dort dominiert mineralhaltiger Untergrund. Dafür gibt es weniger Kalk." Ergo seien die Unterhaaner Rehe vielleicht etwas kräftiger, aber beim Gehörn kommen sie mit ihren Verwandten am anderen Ende der Stadt nicht mit.

Wer in diesen Tagen durch den herbstlichen Wald spaziert, kann sich das Gehörn der Rehböcke - zwei so genannte Stangen mit jeweils zwei, maximal drei "Sprossen" - mit ein bisschen Glück näher anschauen. Nicht, weil die Tiere plötzlich zutraulicher wären, sondern weil sie es von Mitte Oktober bis Mitte November abwerfen.

Allerdings sollte ein solcher Fund beim Hegering abgegeben werden. Wer es einfach einsteckt, um es daheim aufzuhängen, macht sich der Wilderei schuldig. "Ein solcher Fall ist uns bisher zwar noch nicht untergekommen", sagt Adolf Thienhaus. "Aber juristisch gesehen kann das durchaus ein Nachspiel haben."