Archivarin Birgit Markley - Wächterin der Haaner Stadtgeschichte
Birgit Markley leitet das Stadtarchiv. Auch für private Ahnenforscher ist es sehr attraktiv.
Haan. Keine verstaubten Ordner, nirgendwo eine lose Seite - im Stadtarchiv hat alles eine penible Ordnung. Zeitungen, Postkarten und alte Akten liegen fein säuberlich in Archivkartons verstaut im Magazin. Exakt 907 laufende Meter Regale beherbergen den Schatz einer ganzen Stadtgeschichte, dessen Herrin Birgit Markley ist. Seit Januar liegen alle Urkunden aus dem Standesamt im Stadtarchiv und dürfen eingesehen werden - ein Eldorado für den Hobby-Ahnenforscher.
Zu schleppen hat die zierliche Archivarin einiges. So ein Archivkarton mit einer dicken Akte wiegt schon was. Doch für ihre Raritäten trägt Markley gerne. Beinahe liebevoll streichen ihre Hände über die vergilbten Seiten des ältesten Stückes im Archiv, dem Standesamtsregister aus dem Jahre 1809. Heirats-, Geburten- und Sterbeurkunden sind dort fein säuberlich mit ihren Urkundennummern aufgelistet.
Die Urkunde zehn aus diesem Register ist eine Geburtsurkunde: "Am 23. Februar 1810 um 7 Uhr morgens wurde Peter Keusgen von seinem Vater im Standesamt angemeldet", liest Markley aus dem Register vor. Die alte Schrift ist für die Archivarin leicht zu entziffern, schließlich leitet sie seit zehn Jahren das Archiv. "Wenn wir Schülergruppen hier haben, staunen die Kinder immer, weil sie die Schrift nicht lesen können", so Markley.
Bei Kindergarten- und Vereinsjubiläen oder einfach als Hilfe für eine Hausarbeit in der Schule - viele greifen als erstes zum Telefonhörer und suchen bei Markley Rat. Und die 48-Jährige kann meist Abhilfe schaffen. "Ich archiviere alle Tageszeitungen, Fotos, Postkarten, Broschüren, Ratsprotokolle - einfach alles, was für die Geschichte interessant ist", so die gebürtige Südhessin.
Oft machen interessierte Bürger oder engagierte Ahnenforscher auch einfach einen Termin mit der Archivarin aus. Dann dürfen sie auf eigene Faust nach ihren Wurzeln suchen. Oder in den Akten der Bürgermeisterei ab 1834 schmökern. Doch im Umgang mit den kostbaren Stücken ist Vorsicht geboten. Ganz allergisch reagiert die zierliche Archivarin auf angeleckte Finger. "Das ist nicht nur unhygienisch, sondern macht auch in der Ecke hässliche schwarze Flecken. Und wer ,Im Namen der Rose’ gesehen hat, würde das gar nicht machen", sagt sie lachend.
Natürlich wird auch das Haaner Stadtarchiv immer mehr digitalisiert. Doch für die studierte Germanistin geht nichts über das Original: "Wenn man das Papier fühlen kann oder ein altes Siegel auf Schwere und Dicke prüft, ist das schon etwas Besonderes. Das kann ein Film einem nicht bieten." Und darum hat ihr nach dem Einsturz des historischen Archivs in Köln auch das Herz geblutet. "Ich bin extra mal hingefahren. Es ist einfach eine Katastrophe", so Markley.
Bei ihrem Archiv hat sie schon fast so etwas wie sportlichen Ehrgeiz entwickelt. "Ich freue mich immer über neue Errungenschaften." Und wenn mal wieder ein Amt anruft, was seinen Keller aufräumen möchte, dann ist Markley sofort zur Stelle, um zu entscheiden, was behalten wird und was nicht. Zwar gibt es gesetzliche Vorschriften, wie lang verschiedene Unterlagen aufbewahrt werden müssen, doch darüber hinaus landet trotzdem einiges im Archiv unter dem Hallenbad. Wie die alten Unterlagen des Bürger- und Verkehrsvereins Gruiten. "Das ist eine Fundgrube für alle alten Gruitener", sagt sie verschmitzt.