Haan: ARGE - „Es gab Missverständnisse“

Interview: Die neue Leiterin der Arge, Marie-Therese Barbezat-Rosdeck, über Beschwerden und schnellere „Reaktionszeiten“.

Haan. Seit Juni ist Marie-Therese Barbezat-Rosdeck (50) die neue Leiterin der Haaner Arge.

Frau Barbezat-Rosdeck, vor Ihrer Zeit als Geschäftsstellenleiterin gab es Klagen, dass die Arge nicht pünktlich zahlt. Sind diese Probleme inzwischen geklärt?

Barbezat-Rosdeck: Ja, die Fälle sind inzwischen geklärt. Ich habe mich der Angelegenheit persönlich angenommen und die Sache gerade gezogen. Wir sind dabei, unsere Reaktionszeiten zu minimieren.

Woran hat es gelegen?

Barbezat-Rosdeck: Ich habe mir die Akten gründlich angeschaut. Es gab Missverständnisse, aber die Mitarbeiter unserer Leistungsabteilung waren zu der Zeit auch überfordert. Es waren nicht alle Stellen besetzt - das hat sich mittlerweile geändert.

Es waren keine Einzelfälle, die Zahlungsmentalität der Arge wird oft beklagt. Warum ist das nicht vermeidbar?

Barbezat-Rosdeck: Wir sind dabei, auch daran etwas zu ändern. Unser Ziel ist es, dass wir die Leistungen spätestens nach 14 Tagen bewilligt haben, wenn alle Unterlagen vorliegen. Aber manchmal liegt es auch nicht an der Arge, sondern daran, dass unsere Kunden nicht sofort alle erforderlichen Unterlagen einreichen. Plötzlich tauchen noch Fragen zum Vermögen oder zu einer Selbstständigkeit auf, und die ganze Angelegenheit verzögert sich dann.

Es gab auch Klagen über den Umgang Ihrer Mitarbeiter mit den Kunden. Von demütigendem Verhalten war die Rede. Und, dass keiner erreichbar ist oder das Telefon aufgelegt wird. Das klingt nach institutionalisierter Macht, die auf dem Rücken von sozial Schwächeren ausgetragen wird?

Barbezat-Rosdeck: Ich bemühe mich sehr darum, dass genau dieses Gefühl nicht aufkommt. Dass man sich so fühlt, hat natürlich auch mit Wartezeiten zu tun. Aber das Ohnmachtsgefühl eines Menschen, der lange arbeitslos ist, können wir nicht ganz aushebeln. Wir sind hier auch in einem System, wo wir für die Kunden die Behördensprache ins Deutsche übersetzen müssen. Das macht es nicht leichter.

Fördern und Fordern: Mit diesem Motto ist die Arge vor Jahren angetreten. Heute hört man von den Betroffenen oft, dass sie sich gegängelt fühlen und es nur noch darum geht, einen Grund zu finden, um die Leistungen kürzen zu können.

Barbezat-Rosdeck: Das sehe ich anders. Menschen, die gerade arbeitslos geworden sind, werden direkt vom Arbeitsvermittler betreut und in ihrer Suche unterstützt. Es gibt auch viele Möglichkeiten der beruflichen Weiterbildung, die wir finanziell fördern. Ich kann verstehen, dass sich bei Menschen, die länger arbeitslos sind, Frust aufbaut.

Einige haben sich dann nach vielen Rückschlägen in ihrer Situation eingerichtet. Dann muss man durch gezielte Maßnahmen die Hürden und Handicaps abbauen, die eine erfolgreiche Bewerbung verhindern. Das ist für die Betroffenen nicht immer angenehm. Aber an dieser Stelle kann man auch nicht einfach alles schönreden.

Was hat sich bei der Haaner Arge geändert, seit Sie die neue Geschäftsstellenleiterin sind?

Barbezat-Rosdeck: Wie gesagt: Wir haben die Bearbeitungszeit der Anträge verkürzt. Wir sind dabei, die Rückstände aufzuarbeiten. Die beiden neuen Mitarbeiter der Leistungsabteilung sind noch in der Einarbeitungszeit. Eine weitere offene Stelle in dieser Abteilung wird in Kürze besetzt. Außerdem sollen die internen Abläufe verbessert werden. Es gibt Ideen, die noch umgesetzt werden müssen.