Erkrath: Aufklärung über die Gefahren im Internet
In mehreren Aktionen können Lehrer, Eltern und Kinder mit Experten über die Gefahren sprechen.
Erkrath. Die beiden Kinder im Alter von elf und 13 Jahren fanden den Teilnehmer in ihrem Chat höchst sympathisch - was auch damit zusammenhing, dass der sie mit aktueller Musik und Videos zum Downloaden versorgte. Aber der nette Onkel war eigentlich an ganz anderem interessiert als dem Austausch der neuesten Hits von Tokio Hotel.
Als er die Kinder sexuell belästigte, war es den PC-Fähigkeiten eines Elternteils zu verdanken, dass die Anonymität des Internets ein Gesicht bekam: "Das Elternpaar hat die Chatprotokolle ausgedruckt. Der Mann konnte ermittelt werden", weiß Jugendamtsleiter Uwe Krüger.
Weil aber die meisten Eltern dem Wissen ihrer Sprösslinge um die schier unendlichen Tiefen des World Wide Web achselzuckend gegenüber stehen, bieten Jugendamt, VHS, Schulen und Suchthilfe erstmals Veranstaltungen zum Thema Medienkompetenz an.
Alle sechs weiterführenden Schulen informieren intern Lehrer, Schüler und deren Eltern über Wirkungen, Gefahren und Verbote von PC-Spielen. Außerdem werden öffentliche Veranstaltungen angeboten (siehe Kasten).
Dabei erfahren Eltern nicht nur, was sie längst geahnt haben - dass es nämlich ungesund ist, wenn ihre Kinder Chatpartner als Freunde bezeichnen oder sich stundenlang in Spielwelten mit fiktiven Identitäten wie "Second World" bewegen.
"Beim PC-Spielen wird das Frontalhirn nur schwach durchblutet", sagt Jugendschutzbeauftragte Andrea Lademann-Kolk. Diese Region sei jedoch für die Entwicklung zielgerichteten Handelns, von Mitgefühl und der Fähigkeit verantwortlich, Frust auszuhalten. Lademann-Kolk: "Wenn, dann sollten Kinder Logik-Spiele machen."
Ob Chat oder Spiel - die Jugendamtsmitarbeiter stellen die Eltern nicht als gleichgültig, sondern als häufig schlicht überfordert dar, wenn es ums Internet geht. Uwe Krüger erinnert an das Album "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern" des Liedermachers Franz Josef Degenhardt. "Was sich damals auf das Spielen auf der Straße bezog, gilt heute fürs Internet."
Alternativen zum PC wie Sport oder die Entdeckung von Büchern und Zeitungen zu fördern, sei zwar Aufgabe der Eltern, so Lademann-Kolk. Die an der Aktion Beteiligten wollen sie dabei unterstützen.