Rückblick: Christian Denstorff sagt Adieu

Nach einem Vierteljahrhundert im Stadtrat verabschiedet sich der Fraktionschef der SPD ins Privatleben.

Mettmann. Der politische Rückzug von Christian Denstorff (61) hat nichts mit dem desaströsen Wahlergebnis der SPD bei der Bundestagswahl zu tun. Auch nicht mit der Wahlschlappe der Genossen bei der Kommunalwahl.

Seinen Abschied von der politischen Bühne hatte er schon lange vorher geplant. Am Monag sitzt Christian Denstorff zum letzten Mal als Abgeordneter im Stadtrat. Danach zieht sich der Noch-Fraktionsvorsitzende der SPD von der Politik ganz zurück.

25 Jahre lang saß der Lehrer für die Genossen im Stadtrat und hat die Politik der Mettmanner SPD entscheidend mitgeprägt - als stellvertretender Fraktionsvorsitzender unter Artur Schmidt und Horst-Dieter Fischer. Die letzten zehn Jahre als Fraktionschef. "Irgendwann muss einmal Schluss sein. Man sollte das Geschäft nicht endlos betreiben", sagt Denstorff.

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch wird er am Montag in den Ratssaal gehen und sich zum letzten Mal auf seinen Platz setzen. "Das ist ein Einschnitt." Danach wird der pensionierte Beamte viel Zeit haben. Zeit zum Lesen, zum Wandern mit Ehefrau Monika und zum Babysitten. Einmal in der Woche hat er Opa-Tag und kümmert sich um Frida, das sechs Monate alte Kind seiner ältesten Tochter Elena.

Denstorff war immer ein Mann der leisen Töne. Mit der Faust hat er nie auf den Tisch gehauen. Seine ruhige Art hat ihm selbst beim politischen Gegner Respekt verschafft und Sympathien eingebracht. Dass er einst als junger Genosse in Debatten auch persönliche Angriffe auf politische Gegner gefahren hat, traut man ihm gar nicht zu.

"Viele Diskussionen wurden damals ideologisch geführt, da ging es gar nicht um die Sache", sagt Denstorff. "Aber die harten Auseinandersetzungen", gibt er zu, "haben auch Spaß gemacht". Dass im Rat längst keine verbalen Schlachten mehr geschlagen werden, im Gegenteil die Diskussionen wenig unterhaltsam sind, findet er in Ordnung. "Der sachliche, rationale Stil ist besser. Das bringt mehr für den Bürger." Die Diskussionen seien zielorientierter. "Man kommt schneller zur Sache."

Das Leben auf der Oppositionsbank war für Denstorff "manchmal frustrierend", hätte die Fraktion aber immer dazu ermuntert, "fleißiger als die anderen zu sein". Mit einer Fülle von Anträgen sei seine Fraktion stets bemüht gewesen, sich bemerkbar zu machen. An eine große Niederlage erinnert er sich nicht.

Was ihn ärgert, "ist, dass vieles zu langsam umgesetzt wurde, zu spät angelaufen ist". Er und seine Genossen seien bei allen Themen immer schneller als die CDU gewesen. Denstorff wird auf seine politisch alten Tage wieder kämpferisch. Bei der Spangenlösung für die Verkehrsentlastung der City, der nachschulischen Betreuung oder einem Gesamtkonzept für Mettmann - in diesen Punkten habe die CDU den Genossen immer hinterhergehechelt.

Die größten politischen Erfolge sind für Denstorff, "dass eine Verkehrsentlastung für die Innenstadt mit der Seibelquerspange und der Osttangente in greifbarer Nähe ist, und dass wir endlich in die Ganztagsschule eingestiegen sind, in diesem Bereich auch schon viel gemacht haben".

Nach 25 Jahren im Rat und 30Jahren in der SPD resümiert Denstorff: "Die Politik war kein Fehler." Die 68er haben ihn politisch gefärbt. Die Jugend protestierte. Denstorff und seine Mitschüler zogen keinen schicken Zwirn an, um mit Lehrern und Eltern das Abi zu feiern. "Wir haben unsere Zeugnisse abgeholt, haben allein gefeiert und böse Texte über das Bildungswesen verfasst. Wir wollten die Welt verändern und verbessern."

Seiner Partei und dem Ortsverein wünscht er vor allem "Wahlerfolge, viele Wahlerfolge. Und vielleicht gibt’s in Mettmann ja auch einmal einen Wechsel."