Mettmann: Gefeiert wird mit Live-Musik

Wolfgang Piekers Konzertreihe „Live Music Is Better“ wird 25 Jahre alt.

Mettmann. Dass er keine Noten lesen kann und dass er nie den Drang verspürte, selbst zur Gitarre zu greifen - das bleibt ein Rätsel. "Keine Ahnung", sagt Wolfgang Pieker (59), "ich war zwar von Anfang an in der Mettmanner Musikszene dabei, aber ich hab’ immer nur organisiert, nie selbst Musik gemacht."

Und dabei ist es bis heute geblieben. Mehr als 500 Konzerte hat Pieker in 40 Jahren in Mettmann veranstaltet. Seine Blues-reihe, die seit 1990alljährlich durch die Mettmanner Kneipen zieht , wurde anfangs von einigen Skeptikern belächelt. Das Festival ist unter Kennern im In- und Ausland längst ein Begriff.

Livemusik ist besser als alles, was aus der Konserve kommt. Das gilt für den Musikfan Pieker bis heute. "Live Music is Better" - das ist seine Marke geworden. Musik als Lebenselixier. Auch wenn sich manche Töne für ihn im Laufe der Jahre geändert und verändert haben. "Ich höre inzwischen lieber eine akustische Gitarre als eine schrille E-Gitarre." Das liege sicher am Alter, meint "Mister Blues", wie Pieker in Mettmann auch genannt wird.

Für den 23. und 24. Oktober hat er exzellente Musiker aus Deutschland, England und den USA zusammengetrommelt, um mit ihnen und Musikfans das Jubiläum im Best Western Hotel zu feiern: 25Jahre "Live Music is Better".

Als Plattensammler hatte Pieker Ende der 70er-Jahre ein eigenes Musikmagazin mit dem Titel "Ragback" (Lumpentasche) für die Szene in der Region herausgebracht. Die Auflage war bescheiden, 150 Exemplare, und der Einsatz leidenschaftlich. Für "Ragback" interviewte Pieker in Hattingen Mike Cooper, einen Slide-Gitarristen aus England. Pieker: "Sein Agent fragte mich, ob ich nicht ein Konzert mit Cooper in Mettmann veranstalteten wollte." Er wollte.

Piekers erstes Konzert in der "Stadtschänke" besuchten 120Leute. "Es war ein Riesenerfolg." So fing alles an. Es folgten Konzerte in "Gleis 3", in der "Hansa-Kogge", im "Chimney" und im "Muckefuck". In den vielen Jahren musste Pieker immer wieder neue Veranstaltungsorte für seine Konzerte suchen. "Ich hab’ an über 30 verschiedenen Orten in Mettmann Konzerte veranstaltet." Immer wieder schlossen Kneipen und kamen neue. Pieker und seine Konzertreihe waren beständiger.

Aber im Geschäft mit der Musik erlebte Pieker auch Rückschläge. Die US-Musikerin Cindy Perees, die er für eines seiner ersten Konzerte im "Muckefuck" engagierte, holte er Jahre später noch einmal nach Mettmann. "Nach dem riesigen Erfolg bei ihrem ersten Auftritt spielte sie dann vor neun Leuten. Nach dem Konzert musste ich zum Geldautomaten, um ihre Gage zahlen zu können."

Trotz einiger Pleiten hat der Verwaltungsfachangestellte, für den die Musik neben dem Beruf immer Nebensache blieb, nie die Lust ans "Konzerte-machen" verloren. Im Dezember wird Wolfgang Pieker 60 Jahre alt. Das graue Haar trägt er wie eine Reminiszenz an die alte Musik, die für ihn Ende der 70er-Jahre, "mit dem Punk" aufhörte, schulterlang. Ans Aufhören denkt er nicht. Auch wenn die Abstände zwischen seinen Konzerten größer geworden sind.