Mettmann: Altes Gerichtsgebäude gammelt vor sich hin

Ein Wertgutachten über das Gebäude wird zurzeit erstellt. Dann soll es verkauft werden.

Mettmann. Das neue, moderne Mettmanner Amtsgericht liegt wie ein riesiger Klotz neben dem alten Gerichtsgebäude an der Gartenstraße. Nicht nur an Größe, sondern auch an Schönheit hat der nüchterne Neubau, der im Frühjahr dieses Jahres von der Justiz bezogen wurde, dem historischen Gebäude aus der Kaiserzeit längst die Schau gestohlen.

Das denkmalgeschützte Haus, das im Besitz des Landes ist, gammelt vor sich hin. Das Land hatte schon seit Jahren nichts mehr in das alte Gericht investiert. Durchs Dach tropfte es herein, die Keller waren feucht und schimmelig. Für die Mitarbeiter herrschten untragbare Zustände, klagte Amtsgerichtsdirektor Norbert Braun und forderte bessere Arbeitsbedingungen in einem Neubau für seine Mitarbeiter.

Seit Monaten steht das Gebäude leer. Auf dem ungenutzten Parkplatz ist das Unkraut fast kniehoch zwischen den Pflastersteinen hervorgeschossen. Das Baudenkmal, das am 15. August 1900 seiner Bestimmung übergeben wurde, scheint vergessen worden zu sein.

Doch das stimmt nicht. Das Land will das Gebäude verkaufen. Das bestätigte am Donnerstag eine Sprecherin des Bau- und Liegenschaftsbebetriebs (BLB) NRW, der für die Immobilien des Landes zuständig ist. "Derzeit wird ein Wertgutachten erstellt", sagte die Sprecherin.

Liegt es vor, werde eine Strategie entwickelt, "wie man beim Verkauf vorgehen wird". Sobald der Wert des Gebäudes, das äußerlich einen ramponierten Eindruck macht, ermittelt ist, will es der BLB auf dem Markt anbieten.

An dem Gebäude hatte auch einmal Bernd Huckels, der Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses, Interesse angemeldet. Doch die Sanierungs- und Investitionskosten für eine Klinik-Erweiterung auf der anderen Seite der Gartenstraße rechnete sich fürs Krankenhaus nicht.

Volker Bauer, Vorstandsvorsitzender des Mettmanner Bauvereins (MBV) winkt ebenfalls ab. "Das ist für uns keine Option." Der Bauverein habe nach der aufwändigen Sanierung und Restaurierung der alten, denkmalgeschützten Burberg-Fabrik und mit der laufenden Sanierung des Denkmals der alten Diakonie an der Düsseldorfer Straße genug Arbeit.

Thomas Dinkelmann, der bis zuletzt gegen den Abriss der alten Pestalozzischule gekämpft hatte, die für den neuen Gerichtsbau dem Erdboden gleichgemacht wurde, macht sich Sorgen ums Amtsgericht. Für ihn ist es völlig unverständlich, dass der BLB so lange mit der Vermarktung des Gebäudes gewartet hat. "Das macht es sicher nicht leichter, das Haus zu verkaufen."

Dass der BLB auf Zeit spielt, damit der Zahn der Zeit am Gemäuer und der Denkmalwürdigkeit so lange nagt, bis das Gebäude nur noch abgerissen werden kann, spricht Dinkelmann nicht offen aus. Nur soviel: "Aber wir wissen ja, wie es das Land mit dem Denkmalschutz hält."

Das Rheinische Amt für Denkmalpflege soll seine Meinung über die Denkmalwürdigkeit der Pestalozzischule aus dem Jahre 2002 revidiert haben, nachdem die Abrisspläne des Justizministeriums bekannt geworden waren.

Und auch die Bezirksregierung, die einst in einer Stellungnahme zum ehemaligen Kreiswehrersatzamt den hohen Stellenwert der Pestalozzischule ausdrücklich betont hatte, sprach sich dann gegen eine Denkmalwürdigkeit aus.