Haan: Nachwuchs lernt Erste Hilfe
Wenn sie 14 Jahre alt sind, dürfen Mitglieder des Jugendrotkreuzes bei der Kirmes Streife gehen. Wie sie im Notfall helfen können, lernen sie jeden Freitag.
Haan. Bei strahlendem Sonnenschein wollen Sandra (19) und Stefano (17) den Frühling begrüßen. Was könnte es Schöneres geben, als sich in den Garten zu setzen und zum ersten Mal in diesem Jahr den Grill anzuwerfen. Doch die beiden Jugendlichen sind unvorsichtig, benutzen viel zu viel Brennspiritus. Plötzlich steht der Grill in Flammen, die Jugendlichen können nicht mehr zurückweichen. Mit schweren Verbrennungen an den Armen und im Gesicht laufen Sandra und Stefano durch den Hof und krümmen sich vor Schmerzen.
Bis der Rettungswagen kommt, müssen die Jugendlichen versorgt werden. In ihrem Fall ist es die Erste-Hilfe-Gruppe des Jugendrotkreuzes Haan, die ihnen zur Seite steht. Unter der Leitung des angehenden Rettungssanitäters Matthias Lenz (26) rücken die Jugendlichen im Alter von zehn bis 18 Jahren mit ihren Einsatzkoffern an, um den Verletzten zu helfen. Dass es sich nur um die Probe eines Ernstfall handelt, spielt keine Rolle. Eifrig werden die aufgemalten Brandwunden mit Wasser begossen und schließlich mit Kompressen versorgt.
"Trotz der Verbrennungen kann es vorkommen, dass der Patient durch den Schock zu frieren beginnt", erläutert Alina Otto(14), während sie Stefanos Körper mit einer Rettungsdecke umhüllt. Ihr Kollege Pascal alarmiert in der Zwischenzeit den Notruf. "Ab 14 Jahren dürfen die Mitglieder des Jugendrotkreuzes bei Veranstaltungen wie der Haaner Kirmes mit auf Streife gehen", sagt Matthias Lenz, der Pascals gespielten Funkspruch entgegennimmt. "Deshalb ist es wichtig, dass Mädchen und Jungen die Situation erkennen und die richtigen Informationen weitergeben." Denn schnell kann sich die Lage der Patienten verändern.
Wie bei Sandra, die plötzlich in Ohnmacht fällt. Jetzt muss gehandelt werden: Den Patienten in die stabile Seitenlage bringen, Blutdruck und Blutzucker messen. "Die Helfer müssen genau überlegen, was noch alles für den Verletzten getan werden kann, bevor der Rettungsdienst eintrifft", sagt Lenz. "Es spart viel Zeit, wenn schon vorher geklärt wird, warum die Person zum Beispiel in Ohnmacht gefallen ist."
Nach der Probe erklärt Sandra, wo das eigentliche Problem lag: "Ihr hättet viel mehr mit mir reden müssen." Dies sei bei der Ersten Hilfe ein wichtiger Faktor zur Schockbekämpfung, denn der Patient werde beruhigt und von seinen Schmerzen abgelenkt.
"Ihr müsst euch mehr trauen und braucht keine Angst zu haben", sagt Sandra, während sie die rote Schminke von ihren Armen entfernt. "Nur durch das Üben, könnt ihr besser werden."