Haan: Trauer um Komponisten Joachim Georg Görlich
Abschied: Der in Haan lebende Musiker und Journalist ist im Alter von 78 Jahren gestorben.
Haan. Wie erst bekannt wurde, ist der in Haan lebende Musiker und Journalist Joachim Georg Görlich am 12. Oktober im Alter von 78 Jahren gestorben.
Mit 14 Jahren begann der heutige Komponist seine Karriere als Sopran im Kirchenchor seiner Geburtstadt Oberglogau. Sein musikalisches Handwerk hat er an der Musikhochschule in Breslau erlernt: Musikpädagogik, Chor- und Orchesterleitung sowie Kompositionslehre. Sein erstes Orchesterwerk wurde am 21. Juni 1957, damals war Görlich 26 Jahre alt, im großen Sendesaal des Breslauer Rundfunks uraufgeführt.
60 bis 70 Werke hat Görlich geschrieben, darunter Symphonien, Fagottkonzerte und das 2006 entstandene zweisprachige "Lied zu Ehren des deutschen Papstes". "In Polen war ich aufgefordert worden, ein Papstlied zu komponieren", erzählte Görlich vor zwei Jahren im Gespräch mit der WZ.
Im vergangenen Jahr wurde sein 50-jähriges Berufsjubiläum mit einer Matinee im historischen Ratssaal gewürdigt.
Görlich hat sich aber auch politisch engagiert. 1956 beteiligte er sich am "Polnischen Oktober" und wurde von der Opposition beauftragt, mitzuhelfen, die Verbrechen an Deutschen aufzuklären. Görlich wurde zum ersten deutschen Abgeordneten des polnischen Parlaments vorgeschlagen, Es folgten ein politischer Prozess, Berufsverbot, die Ausbürgerung und 1959 die Ausreise in die Bundesrepublik.
Hier arbeitete Görlich als Musiklehrer im höheren Schuldienst, fuhr jeden Samstag nach Köln, um dort talentierte Berufsschüler zu unterrichten und schrieb schließlich Artikel für den Remscheider Generalanzeiger, die Velberter Zeitung und arbeitete für die polnische Redaktion der Deutschen Welle.
Sein Lieblingskomponist war übrigens Ludwig van Beethoven. "Der Mann konnte kaum noch hören und hat trotzdem so schöne Sachen wie die 9. Symphonie oder die Europa-Hymne geschrieben. Da kommt Mozart nicht mit", sagte Görlich.
Um ihr langjähriges Mitglied Joachim Georg Görlich trauert auch die Ost- und Mitteldeutsche vereinigung (OMV) im Kreis Mettmann. OMV-Vorsitzender Sebastian Wladarz: "Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und Angehörigen. Wir verlieren einen Menschen, der sich trotz des Verlustes der Heimat und anderen schmerzlicher Erfahrungen um die Annäherung der Deutschen und Polen unter anderem über sein musikalisches Werk verdient gemacht hat."