Hochdahl: Garantiert bierfreie Zone

180 Besucher nehmen die Angebote der Suchthilfe für Erkrath, Haan und Mettmann mit Sitz an der Hauptstraße in Anspruch.

Hochdahl. Sozialpädagogen sagen gerne Sätze wie "Wir holen die Menschen da ab, wo sie gerade stehen". Gemeint ist nicht der Kurierservice von der Bushaltestelle, sondern das Einlassen auf die Befindlichkeit des Gegenüber in tiefem Verständnis. So viel Zuwendung kann abschrecken.

Chefin Marion Skonetzki weiß, dass es viele Besucher ihres Cafés handfester mögen - und serviert Kaffee und Brötchen. Kosten für das komplette Frühstück: ein Euro.

Den Unterschied zu einem normalen Café machen allein die Lücken im Angebot aus: Es gibt garantiert keinen Stoff, der süchtig machen kann. Ein Bier steht nicht auf der Karte, Zigaretten waren auch schon vor dem 1. Juli verboten. Wer dabei erwischt wird, dass er Alkohol oder andere Drogen einschmuggelt, wird mit Hausverbot nicht unter vier Wochen bestraft.

Das Café Biz an der Hauptstraße 9 unterscheidet sich nämlich in einem wesentlichen Punkt von anderen gastronomischen Betrieben: "Es versteht sich als Ort der Begegnung und steht allen Suchtkranken und deren Freunden und Angehörigen offen", sagt Skonetzki.

Die Wuppertalerin ist nämlich weniger Küchenkraft und vielmehr psychosoziale Betreuerin der rund 180 Gäste, die pro Quartal im Café Biz (für "Beratungs- und Informationszentrum") Platz nehmen. Die Besucher sind Alkoholiker und Drogenabhängige, Jugendliche und Rentner, Männer und Frauen. "60 Prozent sind Alkoholiker, 40 Prozent Drogenabhängige." Manche sind längst trocken, kommen aber weiterhin.

Wenn die Kundschaft die Türe zum Café im zweiten Stockwerk des Gebäudes geöffnet hat, in dessen Erdgeschoss die Disco-Beleuchtung einer Tanzschule für Stimmung sorgt, können sie sich einer Tatsache sicher sein: Jeder kann, aber keiner muss.

"Wer reden will, redet. Wer einfach nur einen Kaffee trinken möchte, kann das ohne Sorge davor tun, dass wir ihm ein Gespräch aufdrängen", stellt Skonetzki klar, die das Café Biz als Einrichtung der ambulanten Suchthilfe für Erkrath, Haan und Mettmann seit seiner Eröffnung vor 15 Jahren leitet. Damals noch an der Brechtstraße. Vor fünf Jahren erfolgte der Umzug in die aktuellen Räume. Träger der Beratungseinrichtung ist die Diakonie im Kreis Mettmann.

Wem der praktische Teil der Suchthilfe nicht ausreicht, hat die Möglichkeit, ein Stockwerk tiefer bei der Suchtberatung selbst einen Termin für Gespräche mit therapeutischem Inhalt zu vereinbaren. Die Nachfrage ist hoch - denn: "Die Zahl der Suchtkranken nimmt zu", so Skonetzki.