Mettmann: Kein Platz für Rockbands

Die Musikszene hat es schwer: Für die Proben gibt es keine Räume mehr. Auch der Stadt sind die Hände gebunden.

Mettmann. Die Frustation sitzt tief. Ratlos blicken Bandleader Corell Stähler (27) und seine Jungs in eine ungewisse Zukunft. Die "Kentucky Bourbon Allstar Rocker" finden einfach keine dauerhafte Bleibe.

Zuletzt probte die achtköpfige Combo in einem ehemaligen Schweinestall auf Gut Burwinkel, wo sie gemeinsam mit anderen Musikern Obdach gefunden hatten. Doch seit einiger Zeit ist auch dort Feierabend. Denn trotz intensiver Schalldämmung drang zu viel nach draußen. Die Anwohner fühlten sich gestört - Auszug.

Wie Stähler & Co. geht es den meisten anderen der gut ein Dutzend Rockbands in Mettmann. Auf Bürgerfesten oder Geburtstagen sind sie gern gesehene und vor allem gehörte Gäste, aber das Einstudieren ihrer Stücke lässt sie mangels Platz an ihre Grenzen stoßen.

Corell Stähler ergriff jetzt den letzten Strohhalm und wandte sich abermals an die Stadt. Allerdings erneut ohne Erfolg, der Strohhalm knickte ab. "Wir werden uns wohl oder übel wieder in Kellerlöchern einzeln und unorganisiert verlaufen. Eigentlich schade", seufzt der 27-Jährige.

"Wir haben einfach nichts im Angebot", schüttelt Astrid Hinterthür, die Fachbereichsleiterin Bildung, Jugend und Soziales, hilflos den Kopf. "Das Problem ist erkannt, und wir würden gerne helfen. Aber es tut uns Leid, es geht einfach nicht.

Aufgrund der anhaltenden Haushaltskonsolidierung haben wir uns in den vergangenen Jahren von sämtlichen städtischen Immobilien, die eventuell in Frage kämen, getrennt." Als vorerst letzte mögliche Bastion fällt die alte Schule an der Schulstraße im Zuge des neuen Königshof-Karrees.

Eine klare Absage erteilte Astrid Hinterthür der Alternative, Schulen als Probenräume zur Verfügung zu stellen. "Wie soll das funktionieren? Bekommt da jemand einen Schlüssel? Erfahrungsgemäß wird in den Abendstunden geprobt. Ergo müssten die Schulgebäude dann womöglich bis in die Nacht hinein geöffnet sein."

"Natürlich war uns klar, dass nicht plötzlich irgendwelche Räumlichkeiten herbeigezaubert werden", erklärt Corell Stähler. "Aber uns geht es nicht ausschließlich um Räume, die nicht da sind. Wir würden uns über jede Form der Hilfe freuen." Dem widerspricht Astrid Hinterthür: "Wir haben versucht, etwas in der Nachbarschaft, beispielsweise in Erkrath, zu finden. Das wiederum kam für die Band nicht in Frage."

Wolfgang Pieker, Vater der Mettmanner Blues-Woche, sieht eines der Probleme in der Unorganisiertheit der Bands. Jede koche ihr eigenes Süppchen, statt mit einer einzigen Stimme zu sprechen. Zwar gibt es seit Anfang der 90er-Jahre "Rock ME", aber seitdem Gründer Volkmar Koch vor Jahren nach Gorazde auswanderte, liegt alles brach. ",Rock ME’ hatte Räume", erinnert sich Pieker.

Unter Federführung von Corell Stähler wurde losgelöst von "Rock ME" vor eineinhalb Jahren die "Mettmanner Musiker Initiative" (MeMaMu) aus der Taufe gehoben - doch der Erfolg blieb aus. Stähler: "Es sind Räume da. Aber für die werden Mieten fällig, die kann keiner zahlen."