Mettmann: Stütze und Halt für Trauernde

Trauerbewältigung: Ist die Beerdigung erst mal vorbei, fallen Hinterbliebene oft in ein tiefes Loch. Hier greift Ansgar Henseler ein.

Mettmann. Ein Mensch stirbt und lässt uns voller Schmerz zurück. In den ersten Tagen gehen Verwandte ein und aus, versuchen zu trösten, kümmern sich um alles Nötige: Die Beerdigung wird geplant, Trauerkarten werden gedruckt, die richtigen Worte für die Abschiedsrede fallen schwer.

Aber nach einer Woche ist meist alles vorbei. "Dann fallen viele Trauernde in ein tiefes Loch", sagt Ansgar Henseler. Er begleitet Menschen in Trauerprozessen und weiß, wie wichtig es ist, Gefühle von Verzweiflung und Schmerz auch zulassen zu können.

Wer trauert, fällt aus dem Rahmen. Für den Alltag und die üblichen menschlichen Kontakte haben Trauernde oft weder Kraft noch Sinn. In vielen Kulturen gibt es Bräuche und Rituale, die signalisieren: Hier lebt jemand in einer besonderen Gefühlswelt, die es zu achten gilt.

"In unserer Gesellschaft wird die Trauer oft verdrängt. Wenn jemand stirbt, springt ein Mechanismus an, der Bestatter kommt, und in spätestens einer Woche ist der Verstorbene beerdigt", spricht Ansgar Henseler über den ritualisierten Ablauf. Vielen Menschen werde so die Möglichkeit genommen, ihre Trauer zu erleben.

Und manchmal, so der Trauerbegleiter, seien die Angehörigen auch froh, wenn der Alltag möglichst schnell von allem ablenkt. "Nicht die Trauer ist das Problem, sondern, wenn sich der Mensch keine Zeit für den Verlust nimmt", weiß Henseler. Aus nicht verarbeiteter Trauer können später psychosomatische Störungen oder gar Depressionen entstehen.

"Man kann fast von einer Lähmung oder psychischen Erstarrung sprechen", zählt der Trauerbegleiter die Schwierigkeiten auf, die nicht ausgelebte Gefühle von Kummer und Schmerz mit sich bringen können. Auch die Wut auf den Verstorbenen sei ein ganz normales Gefühl: "Verlust heißt ja auch immer, dass ein Mensch einfach gegangen ist und nun nicht mehr zur Verfügung steht."

Trauer sei ein Gefühl, das auch nach dem Ende einer Beziehung oder dem Verlust des Arbeitsplatzes empfunden werden kann. "Ich habe auch schon eine Frau begleitet, die über ihre unglückliche Jugendliebe nicht hinweggekommen ist", erinnert sich Ansgar Henseler.

Der Tod eines Menschen sei allerdings das stärkste Motiv für Trauer. Um dem Menschen dafür Raum zu geben, setze sich auch bei Bestattungsinstituten langsam ein anderer Umgang mit dem Tod durch. "Es werden Verabschiedungsräume eingerichtet, und immer mehr Angehörige entscheiden sich dafür, den Verstorbenen zu Hause aufzubahren", so der Trauerbegleiter.