Mettmann: Mehr als Spaghetti und Pisa

Freundschaftsverein: Die erste Vollversammlung wird am 12. Juni in der Awo durchgeführt.

Mettmann. Pizza, Pasta, Pisa - wir Deutschen lieben Italien und die italienische Küche. Und wir beneiden die Italiener um ihre lockere Lebensart. Doch außer mit dem Pizzabäcker und dem Eisverkäufer kommen die wenigsten Menschen hierzulande mit Italienern in Kontakt. Das soll sich ändern, hat sich der Italienisch-Deutsche Kulturverein vorgenommen. Denn die italienische Kultur hat weit mehr als Spaghetti und den schiefen Turm von Pisa zu bieten.

Wenn heute in der Schweiz die Fußball-Europameisterschaft mit dem Spiel des Gastgebers gegen Tschechien angepfiffen wird, werden Gino Pacifico und Andreas Scherer das Geschehen am Bildschirm verfolgen. Wer Europameister wird? "Italien natürlich", schmunzelt Pacifico, der zum Vorsitzenden des Deutsch-Italienischen Kulturvereins gewählt wurde.

Auch CDU-Ratsherr Andreas Scherer gehört zu den Gründungsmitgliedern. Als stellvertretender Vorsitzender des Integrationsrates ist ihm das Miteinander von Deutschen und Italienern ein besonderes Anliegen. "Wenn Integration gelingen soll, muss sie auf vielen Füßen stehen", sagt er und fügt hinzu: "Der Kulturverein soll aber keine Konkurrenz zum Integrationsrat werden."

Das hat auch Gino Pacifico nicht vor. Er arbeitet ehrenamtlich für das italienische Generalkonsulat in Köln und hilft vielen in Mettmann lebenden Italienern schon seit langem über Hürden hinweg. "Da geht es um Eheschließungen, Scheidungen und vieles mehr, bei dem meine Landsleute Unterstützung brauchen", erzählt er. Als Lehrer bietet Pacifico an der Anne-Frank-Hauptschule und an der Grundschule Am Neandertal muttersprachlichen Unterricht an. "Es ist genug Arbeit da", weiß der Vorsitzende, der sich gemeinsam mit seinen Mitstreitern für beide Kulturen einsetzen möchte.

Aber sind die Italiener in Mettmann nicht längst integriert? "Ich wäre froh, wenn das so wäre", sagt Pacifico. "Junge Italiener haben weniger Probleme. Sie sprechen gut deutsch. Aber bei der Generation der Einwanderer sieht das anders aus", spricht er über seine älteren Landsleute. Auch was die Berufsperspektiven angeht, spricht Pacifico eine deutliche Sprache: "Viele italienische Schüler gehen zur Sonderschule. Sollen die alle weniger intelligent sein als deutsche?", wundert er sich. Die Mitglieder des Deutsch-Italienischen Kulturvereins wollen sich mit diesen Fragen auseinander setzen. Sie wissen aber auch, dass man Menschen am besten bei Festen zusammenbringt.

Ein Fest, am besten auf dem Jubiläumsplatz, das würde auch Giuseppe Maddente, dem Vorsitzenden des Integrationrates, gefallen. Er engagiert sich ebenfalls im Vorstand des neuen Kulturvereins. Wenn in der kommenden Woche die erste Vollversammlung einberufen wird, hofft er auf viele interessierte Deutsche, die mitmachen wollen. In Sachen Fußball gibt’s übrigens Entwarnung. Die Kulturvereins-Mitglieder haben die Spielpläne genau studiert und festgestellt: Deutschland könnte erst im Finale auf Italien treffen. Und bis dahin ist der Weg noch weit...