Mettmanner Original bietet Wortakrobatik
Hans-Joachim Adelhöfer war mit Kabarett zu Gast in der Kulturvilla.
Mettmann. Ist das noch Kabarett oder schon Kunst? Das Oberstadt-Original Hans-Joachim Adelhöfer stellte in der salonesken Kulturvilla sein achtes Abendprogramm „Hirn ist auch für Frauen wichtig“ vor und paralysierte nachhaltig. Über zwei Stunden hielt der Freigeist Standpauken, predigte Spottlitaneien und durchpflügte den Acker der Agora. Rund achtzig Zuhörer waren herbeigeströmt, denn ein Spektakel hatten sie bei der satten Ankündigung erwarten dürfen.
Das Publikum versammelte eine Schar aus treuen Nachbarn, die um die belebende Rolle Adelhöfers für die Stadtgemeinschaft wissen. Und selbst diesen gutmeinenden Menschen rauchten am Ende des Abends die Ohren. Wie hatte Adelhöfer das geschafft? Schwere Geschütze hatte er nicht aufgefahren; das gesamte Bühnenbild vervollständigten schon ein Stuhl, ein Tisch und ein Stehpult. Die geballte Wortmunition steckte in einem Ringordner, denn Adelsdörfer in der strikten Manier eines Aktenfressers durchexerziert. Nein, es war gar nicht Adelhöfer, sondern Tim Cajou — die Kunstfigur einer grauen Eminenz der Bundeswaschmaschine und ein perfider Einflüsterer der Kanzlerin.
Cajou ist ein manischer Schreiber, der den wildwachsenden Politikbetrieb zu Analyseprosa ausschweifend verarbeitet. Er wird zum wortakrobatischen Fleischwolf der Berliner Republik. Er beantwortet Bürgerpetitionen und große wie kleine Anfragen der Opposition. Dabei kommen ihm lebensnahe Einsichten wie diese: „Kennen Sie das Wulffsche Gesetz? Es lautet: Um Abzukacken musst du nichts Unrechtes tun. Du musst dich nur dumm genug dabei anstellen.“
Von der Berechtigung der Geheimdienste wie von der Leere der Bildungseinrichtungen — die Dreieinigkeit Adelhöfer-Cajou-Merkel konnte jeder durchs Dorf getriebenen Sau ein Bonmot abmelken. Ihr ausgiebiges Beamten-Bashing gehört zwar zum guten Kabarett-Ton, wirkt jedoch überkommen wie die Kunstform selbst.
Dabei hat er mit seiner märchenhaften Stimme das Werkzeug stets dabei, mit dem er Gefälliges unter das Volk mischen könnte. So aber forderte Adelhöfers Filibustern eine schlauchende Bewusstseinshaltung zwischen Hochkonzentration und Trance.