Neandertallauf in Hochdahl: Über die Ziellinie gequält

WZ-Mitarbeiter ist beim Volkslauf dabei und kämpft sich mit Seitenstichen ins Ziel.

<strong>Hochdahl. Läufer sind Masochisten. Sie müssen Masochisten sein. Anders lässt sich kaum erklären, dass sich am Sonntagmorgen, wenn andere Menschen entweder noch schlafen oder ausgedehnt frühstücken, insgesamt 1434 Vertreter dieser Spezies am Bürgerhaus in Hochdahl einfinden, um an der 19. Ausgabe des Neandertallaufs teilzunehmen. Je nach Alter und Vorliebe beim 1000-Meter-Bambini-Lauf, beim Fünf-Kilometer-Volkslauf oder beim 14065 Meter langen Drittelmarathon. Aber Laufen soll ja gesund sein und angeblich dank verstärktem Hormonausstoß für wahre Glücksgefühle sorgen. Das wollte ich doch einmal im Selbstversuch testen. Deswegen stehe ich jetzt mit der Startnummer 891 auf der Brust auf der Sedentaler Straße und warte auf den Startschuss für den Volkslauf über die Fünf-Kilometer-Distanz.

Der Ansager sorgt für zusätzliche Motivation

Um mich herum tummeln sich 176weitere unruhige Teilnehmer, vom Schulkind bis zum rüstigen Rentner ist jede Altersklasse hier vertreten. Der Ansager sorgt noch für zusätzliche Motivation, indem er von Bestzeiten unter 16Minuten fabuliert. Na herzlichen Dank. Ich strebe die doppelte Zeit an. Dann erfolgt endlich um kurz nach 10Uhr mit etwas Verzögerung der ersehnte Startschuss. Einige Übermütige rennen los, als ginge es darum, lediglich einen 400 Meter-Sprint zu meistern. In der vordersten Reihe kommt es zu erheblichem Gedränge. "Nur ruhig", denke ich mir. Das Wichtigste ist doch, den eigenen Rhythmus zu finden. Gute 3000 Meter später denke ich gar nichts mehr, auch von Rhythmus kann keine Rede sein. Irgendwo muss irgendetwas grundlegend schiefgelaufen sein. Auf dem ersten Kilometer habe ich mich wohl etwas mitreißen lassen, die benötigten fünf Minuten waren in jedem Fall zu schnell und fordern jetzt ihren Tribut - in Form von Seitenstichen, die ich etwa seit Kilometer zwei mit mir herumschleppe. Mittlerweile muss ich allerdings schon genau in meinen Körper hineinhören, um diese noch zu fühlen, denn im Konzert von Knieschmerzen, Rückenschmerzen und einer brennenden Lunge spielen sie nur noch die zweite Geige. Doch es hilft nichts, anderthalb Kilometer sind noch zu bewältigen. Anfangs hatte ich noch ein Auge für die Schönheiten der Strecke, doch mittlerweile befinde ich mich im Stadium völliger Wahrnehmungsunfähigkeit. Nur unterbewusst nehme ich zur Kenntnis, dass ich mal über Asphalt, mal über Schotter und mal über Kopfsteinpflaster haste - liegt das vielleicht schon an den Glückshormonen? Noch 500 Meter. Aufgeben kommt jetzt nicht mehr in Frage. Der Schlussabschnitt zieht sich wie die Kaugummis, die überall das Pflaster zieren, den Hochdahler Markt hinauf. Ich beginne, den Streckenplaner zu verfluchen. Das lasse ich aber schnell wieder sein, um keine unnötigen Kräfte zu verschwenden. Eine letzte Kurve Richtung Bürgerhaus, ein kleiner Schlussspurt und es ist geschafft. Meine Zeit: 29:09 Minuten - geht doch! Wie die meisten Starter teile ich hier völlig den olympischen Gedanken: Dabeisein ist alles - und für dieses Dabeisein gabs für jeden noch eine kleine Medaille, einen "Neander-Taler", obendrauf. Übrigens: Die Siegerzeit von Nicolaj Werner vom LCWuppertal lag bei 17:14 Minuten, bei den Damen gewann Tanja Ortega-Sawal von der MTG Horst in 19:28 Minuten.

ERGEBNISSE

Ausrichter Der Neandertallauf wurde von TSV Hochdahl, TuSErkrath sowie den Lauftreffs Alt-Erkrath und Kemperdick ausgerichtet.

Teilnehmer An der 19. Auflage beteiligten sich 1434 Läufer in den Kategorien Nordic-Walking, Bambini-Lauf, Volkslauf und Drittelmarathon.