Pfarrer Bosbach: „Wir sind alle tief betroffen“

Selbstmord: Kirche darf erst nach Bußmesse wieder gottesdienstlich genutzt werden.

Mettmann. Bei dem 64-Jährigen, der am Mittwochmorgen im Altarraum der St. Lambertus-Kirche Selbstmord verübt hat, handelt es sich um einen Mann, der einmal in Mettmann gelebt hat. Die Polizei hat einen Abschiedsbrief gefunden.

Zu dem schrecklichen Vorfall in der Pfarrkirche nimmt Pfarrer Markus Bosbach in den neusten Pfarrnachrichten Stellung. Er schreibt: "Die Selbsttötung eines 64-jährigen Mannes in unserer Lambertuskirche hat uns alle tief betroffen gemacht und entsetzt. Warum sich der Mann ausgerechnet die Kirche ausgesucht hat, wird wohl ein Geheimnis bleiben.

Durch den Suizid ist die Würde und Heiligkeit des Ortes betroffen. Und damit natürlich auch die Gefühle derer, die in dieser Kirche beten und den Gottesdienst mitfeiern. Deshalb hat unser Erzbischof entschieden, dass erst nach einer Bußandacht oder -messe, die Kirche wieder gottesdienstlich genutzt werden soll.

Dabei geht es natürlich nicht darum, den Täter zu verurteilen, sondern vielmehr darum, auch für ihn und sein Heil zu beten. Uns steht nicht zu, über seine Tat zu richten. Niemand kennt die inneren Abgründe in einem Menschen, der am Ende keinen anderen Ausweg zu haben glaubt.

Von daher ist es theologisch schwierig, beim Freitod einfach von Sünde zu sprechen. Andererseits ist ja unsere ganze Existenz immer auch gekennzeichnet von der Verstrickung in Sünde (Erbschuld) innerhalb des komplexen Netzwerkes unserer menschlich-persönlichen wie menschlich-allgemeinen Geschichte. Davon sind wir erlöst durch Christus, aber doch sind wir auch immer noch in der Gefahr, die Erlösungsgnade zu verkennen.

Übersetzt auf diesen uns unbekannten Mann hin: Wer weiß, was er in der Kindheit erlebt hat, unter welchen Sünden seiner Erzieher oder seines Umfeldes er zu leiden hatte, was seinen Weg bis in diesen Mittwochmorgen geprägt hat."