Mettmann Wohnungsnot ist allgegenwärtig

Mettmann. · Das Thema stand jetzt im Fokus einer Podiumsdiskussion auf Initiative des Kreisverbands Mettmann der Caritas.

Thomas Rasch, Bereichsleiter Integration und Rehabilitation bei der Caritas im Kreis Mettmann, begrüßte die Teilnehmer und Zuhörer.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion zum Thema Wohnungsnot fand jetzt auf Initiative des Caritas-Kreisverbands Mettmann im Kaplan-Flintrop-Haus statt. Wie der Umgang mit Demenz ist die Wohnungsnot ein gesellschaftspolitisch relevantes Thema, das die karitative Organisation aus Anlass ihres 50-jährigen Bestehens in diesem Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken möchte.

Die Moderation der Gesprächsrunde unter dem Motto „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ hatte die Journalistin Annette Hager übernommen. Sie erinnerte sich daran, dass ihre allererste Reportage für den WDR eine über obdachlose Menschen war. Seitdem sei das Thema immer in ihrem Fokus gewesen.

Ehemaliger Wohnungsloser aus Haan berichtete von Erfahrungen

Ihre Gesprächspartner waren der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Sträßer, Alexander Hirsch von der Wohnungslosenhilfe der Caritas, Arnd Halberkamp, der in Haan als Verwalter für verschiedene private Vermieter tätig ist, Mettmanns Bürgermeister Thomas Dinkelmann, Klaus Gärtner von der Wohnungslosenhilfe der Caritas, Andreas Zimmermann vom Landschaftsverband Rheinland sowie, als ehemals von Wohnungslosigkeit Betroffener, Michael aus Haan. Er hatte als erster Gastredner in der Diskussion auf dem freien Stuhl Platz genommen, der für diejenigen aus dem Publikum vorgehalten wurde, die ihrerseits einen Beitrag zum Thema leisten wollten.

Bevor die Diskussion begann, gab Initiator Thomas Rasch, bei der Caritas Bereichsleiter für Integration und Rehabilitation, eine Einführung in die Thematik. „Jeder Mensch braucht ein Zuhause. Laut Grundgesetz und der Europäischen Sozialcharta besteht darauf sogar ein Rechtsanspruch. Das Problem, dieses Recht auch tatsächlich in Anspruch nehmen zu können, ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, lautete sein Appell, dass dringender Handlungsbedarf bestehe.

Auch die Leiterin des Kreissozialamts, Marion Bayan, betonte, dass „eine Wohnung Sicherheit und Schutz bedeutet“. Es fehlte jedoch schon heute eine Million geförderter Wohnungen in der Bundesrepublik. „Mit 477 000 Einwohnern ist Mettmann nicht nur der bevölkerungsreichste, sondern auch der am dichtesten besiedelte Kreis Deutschlands“, sagte die Fachfrau. Würde nicht zeitnah Abhilfe geschaffen, fehlten laut Prognose allein im Kreisgebiet bis zum Jahr 2030 weitere 5000 geförderte Wohnungen. Alle diese Fakten wurden in der anschließenden rund eineinhalbstündigen Diskussion aufgegriffen und bestätigt.

Mettmann fehlen eigene Grundstücke für neue Bebauung

Thomas Dinkelmann zählte mehrere Hindernisse auf, die der Stadt wenig bis keinen Spielraum ließen, selbst neu zu bauen, beziehungsweise leerstehende Immobilien umzuwandeln: „In Großstädten wie Düsseldorf oder Köln sind die Mietpreise explodiert. Wir in Mettmann und anderen Städten im Kreis bekommen den Überschwapp-Effekt deutlich zu spüren. Als Stadt haben wir kaum eigene Grundstücke für Wohnungsneubau. Was wir haben, müssen wir für Kita- und Schulbau vorhalten.“ Zudem seien die meisten zu vermietenden Wohnungen im Besitz von Privatbesitzern, auf die man als Kommune keinen Einfluss habe.

Alexander Hirsch (Caritas-Wohnungslosenhilfe) führte ein Beispiel aus dem Oberbergischen Kreis an, wo die Vermittlung von wohnungslosen Menschen in die eigenen vier Wände der Diakonie obliegt. Dort werden die ehemals obdachlosen Menschen auch nach dem Bezug einer Wohnung weiter betreut. „Prävention und das Bearbeiten der Gründe, die zur Wohnungslosigkeit geführt haben, sind der Grundstein dieser Überlegung. Wenn zum Beispiel zweimal hintereinander die Miete nicht bezahlt wird, dann meldet sich der Vermieter bei uns. Wir können dann gemeinsam Lösungen finden und es kommt nicht zu der unvermeidlichen Räumungsklage und erneuter Obdachlosigkeit“, stellte Hirsch fest. Dieses präventive Eingreifen werde bereits in den Verträgen verankert.

Den Abbau bürokratische Hürden forderte nicht nur Arndt Halberkamp, der als Verwalter auf der Seite der Vermieter steht, sondern auch Michael als ehemals Betroffener. „Außerdem muss man auch Eigeninitiative zeigen und Hilfe annehmen“, sagte er.