Stadtbücherei Haan: Sanierung ist keine Alternative

Für Kulturdezernentin Dagmar Formella gibt es nur eine Lösung: Umzug und Kooperation mit anderen Einrichtungen.

<strong>Haan. Nach zwei Jahren Stillstand rund um die marode Stadtbücherei am Neuen Markt kommt Bewegung in die Diskussion. Kulturdezernentin Dagmar Formella lässt durchblicken, dass es nur eine Lösung gibt, um den Fortbestand der Bücherei zu retten: Umzug und Kooperation mit anderen kulturellen Einrichtungen wie der VHS und dem Stadtarchiv. Beim Ortstermin mit der FDP-Ratsfraktion sagte sie deutlich: "Das ist der einzige Weg. Sonst hat die Bücherei keine Zukunft." Der Kulturausschuss werde am 27. November darüber "eine Grundsatzentscheidung" fällen müssen. Die Tür im Souterrain schließt Gabriele Schnabel noch auf. Den Raum selbst, der früher die Kinderbücherei beherbergte, betritt sie aber nicht. "Da gehe ich nicht mehr rein", sagt die Leiterin der Haaner Stadtbücherei den Besuchern. "Ich bin allergisch." Am Eingang ist es bereits zu riechen: Schimmel hat den Raum befallen. Das Untergeschoss ist schon seit zwei Jahren stillgelegt, die Kinderbücherei ausgelagert ins Nebenhaus. Inzwischen hat sich die Fäulnis auch oben ausgebreitet: Durch die undichten Fenster hat sich Feuchtigkeit auf Rahmen, Simse und Bücherregale gelegt.

250 Kilo Bücher pro Woche werden vom Büro in die Bücherei bewegt

Dies ist kein freundlicher Ort zum Lesen, und auch nicht zum Arbeiten. Die Büros sind provisorisch in die ehemaligen Geschäfts- und Lagerräume eines Sportartikel-Händlers verlegt worden. Das Haus liegt rund 200 Meter von der Bücherei entfernt. Der Arbeitsalltag für Schnabel und ihre vier Mitarbeiter sieht so aus: Vormittags arbeiten sie im Büro, mittags schleppen sie Bücher und Unterlagen rüber in die Bücherei. "Wir bewegen 250 Kilo Bücher pro Woche", vermutet die Büchereileiterin, "und brauchen Stunden dafür." Die Sanierung der Stadtbücherei ist für Dagmar Formella keine Alternative. "Mehrere 100 000 Euro" würde sie verschlingen. Hinzu kommt: Der Platzbedarf überstieg schon vor dem Notstand den Bestand. Auf rund 300 Quadratmetern drängt sich derzeit das Bücherangebot in der Hauptstelle. Zuvor waren es 410; laut Ratsbeschluss von 1985 sind 800 das Minimum. "Ich wäre schon mit 600 Quadratmetern glücklich", sagt Schnabel. Selbst das wäre nur durch einen Umzug möglich; einen konkreten Standort will Formella in der Ausschusssitzung vorschlagen.

Die Ziele: Personalkosten sparen und die Verwaltung aus einem Guss

Dann will Dagmar Formella auch ein Konzept vorlegen, wie die kulturellen Einrichtungen in Zukunft zusammenarbeiten können - um Geld zu sparen und effizienter zu arbeiten. Derzeit verschlingen die Personalkosten fast die Hälfte des Büchereietats von 389 000 Euro. Eine Verwaltung aus einem Guss plant die Dezernentin. Es soll ein Modell sein auch für andere Politikbereiche.

Nutzer Die Nutzerzahlen sind seit dem eingeschränkten Betrieb leicht rückläufig. Nach 1614 aktiven Nutzern 2005 waren es 2006 noch 1560. In diesem Jahr deutet sich dank eines neuen Familientarifs eine Steigerung an: Bis Ende September zählte die Bücherei 1447 Nutzer.

Beliebt Der Renner ist der neue Familientarif: Seit dem Start im Juni haben 101 Familien eine Familienmitgliedschaft (für einen Erwachsenen und ein Kind) beantragt.

Digital Die Digitale Virtuelle Bibliothek, die die Stadtbücherei mit den anderen Bibliotheken im Kreis Mettmann vernetzt, zählt im vergangenen Jahr rund 300 Ausleihen.