Stadtleben: Wenn Trills feiert, werden die Koffer später ausgepackt
Tausende kamen am Wochenende zum Fest mit dem höchsten Traditions-Faktor in der Stadt – manche direkt aus dem Urlaub.
Erkrath. Hinter ihnen brutzelt und dampft es: René Pecher und seine Kollegen vom Feuerwehrlöschzug Trills sind auf dem Straßenfest im Dauereinsatz. Aber nicht etwa, um zu löschen oder gar zu retten, sondern weil sie im Halbminutentakt ihre "weltberühmten" Reibekuchen verkaufen.
Wie viele bisher schätzungsweise über die Theke gegangen sind? "Gefühlte 1,6 Millionen", sagt Pecher lachend, während er den nächsten Stapel der Kartoffelplätzchen einpackt.
Denn sie sind ein fester Bestandteil des Trillser Straßenfestes, das am Wochenende zum 22. Mal Menschenmassen nach Hochdahl lockte. "Unser Publikum lässt uns nicht im Stich. Es waren wieder mehrere tausend Leute hier", sagen Udo Kampschulte und Gottfried Bander vom Organisatorenteam. "Und zu Petrus haben wir auch einen guten Draht", freut sich Bander, dass es bis auf zwei kurze, wenn auch heftige, Regenschauer trocken blieb.
Wichtig beim Trillser Fest ist immer die Zusammenkunft der Menschen. Laut Bander, der vor 22 Jahren Mitgründer war, war es schon damals ein Ziel, Neubürger und Alteingesessene zusammenzubringen: "Auch heute trifft man viele alte Bekannte, aber auch neue Gesichter." Sogar mit einer Besucherin aus Toronto in Kanada konnte Udo Kampschulte sprechen: "Sie war vom Altbier und der Atmosphäre begeistert."
Stichwort Altbier: Da es in den vergangenen Jahren aufgrund des Alkohols wiederholt zu unschönen Zwischenfällen kam, wurde das Sicherheitskonzept ausgebaut. Neben Polizei und Ordnungsamt waren auch sechs private Sicherheitskräfte im Einsatz. Außer den Straßen Trills und dem Kirchplatz wurde zum ersten Mal auch der Kirchweg abgesperrt.
Der Erfolg rechtfertigt den Aufwand: "In diesem Jahr war es ruhig, bis auf einen Einsatz gibt es glücklicherweise nichts Aufregendes zu vermelden", sagt Polizeioberkommissar Stefan Dirlam. Ob es am verbesserten Konzept lag oder auch daran, dass die schnelle Festnahme von Krawallbrüdern im vergangenen Jahr abschreckend gewirkt hat, kann Dirlam nur vermuten.
"Die Stimmung sieht von hier oben jedenfalls ziemlich gut aus", berichtet Christian Bach. Der 31-Jährige von den Stadtwerken muss es wissen - läuft er doch als Clown auf gut 1,50 Meter hohen Stelzen zwischen den Besuchern hin und her.
Dass es gerade für die Kinder viel zu sehen gibt, wissen auch Hermann und Brigitte Bögge. Sie sind alte Trillser und jedes Mal dabei. "Das Straßenfest ist ein Pflichttermin im Jahr. Wir sind Samstag erst von unserem Englandurlaub zurückgekehrt, aber gleich hier hingegangen", sagen sie. Die beiden haben es sich bei einem Garnelenspieß, Spießbratenbrötchen und zwei Altbier unterm Pavillondach gemütlich gemacht.
Dass der Bierpreis von einem Euro auf 1,50 Euro gestiegen ist, ist ihnen egal. "Dafür ist ja auch mehr drin im Glas" - die Becher wurden von 0,2 auf 0,25 Liter vergrößert. Und auch die Organisatoren denken nicht, dass das viele Leute vom Biergenuss abgehalten hat. "Wenn wir in diesem Jahr weniger Umsatz machen, dann höchstens, weil es nicht so warm ist. Aber nicht wegen des Bierpreises", ist Udo Kampschulte sicher.