Ökologie und Tourismus in Mettmann Grüne kritisieren Vorpreschen bei Kalksteinbruch
Mettmann · Von der CDU im Ausschuss bejubelt und von der SPD begrüßt, ist die Fraktion der Grünen nicht glücklich über das einseitige Vorpreschen der Verwaltung den Kalksteinbruch touristisch zu erschließen. Und: „Mettmann ist bereits jetzt pleite.“
Bereits in der Sitzung für strategische Stadtplanung und Bauen waren die Fraktionsmitglieder der Grünen mehr schockiert als erfreut, als Technischer Beigeordneter Tobias Janseps den Stand der Dinge rund um Mettmanns Blaue Lagune vorstellte. Die Projektskizze sei bereits zwischen Stadt, Kreis und Bezirksregierung abgestimmt. Auf Betreiben des neuen Besitzers soll eine Freiflächenfotovoltaikanlage installiert werden. Vorhandene Lagerhallen sollen zur Unterbringung landwirtschaftlicher Fahrzeuge dienen. Und Ausweichparkplätze fürs Neanderthal Museum nebst Caravan-Stellplätzen, Rundwanderweg sowie ein Schullandheim als Übernachtungsmöglichkeit für Gruppen und Einzelreisende sollen entstehen.
Nachteile für Pflanzen- und Tierarten sind wahrscheinlich
Dass der neue Besitzer des Steinbruchs in Gesprächen mit Stadt und Kreis die Nutzung für Fotovoltaik und Landwirtschaft ermöglichen will, ist „legitim und ein normaler Vorgang“, erklärt Rebecca Türkis, Fraktionssprecherin der Grünen. Die Installation von Freiflächenanlagen auf stark verdichteten Flächen gefällt den Grünen als „hervorragender Beitrag zur Energiewende.“ Den weitergehenden Plan zur touristischen Nutzung des Areals, für den es keinen politischen Auftrag gibt, „finden wir überaus bedenklich“.
Problematisch sei die verkehrliche Erschließung, vor allem aber „bedeutet eine touristische Nutzung immer einen Nachteil für das ökologische Gleichgewicht der vorhandenen schützenswerten Pflanzen- und Tierarten“, führt sie aus. Bei Caravan-Tourismus handelt es sich um keine nachhaltige Art des Reisens. In Zeiten der Klimakrise und der nötigen Verkehrswende muss er zukünftig wieder abnehmen. Auch das Neanderthal Museum sollte weiter verstärkt auf die Anreise per ÖPNV setzen, sagte Rebecca Türkis. Aber auch die bange Frage, wer all die Maßnahmen bezahlen soll, ist ein Thema.
„Mettmann ist bereits jetzt pleite und kann nicht in Prestigeprojekte investieren, für die es keinen Gegenwert erhalten wird“, erklärt dazu Fraktionssprecher Nils Lessing mit Blick auf ein neu zu bauendes Schullandheim. Die Prioritätensetzung der Verwaltung lässt die Grünen leicht ratlos zurück. „Seit Jahren wird die dringende Sanierung und Erweiterung der Schulen und OGS verschleppt“, erinnert Nils Lessing.
Beschlüsse wie der Antrag der Grünen zur Installation von Fotovoltaikanlagen auf städtischen Dächern wurden bislang nicht umgesetzt. Auch mit der Umnutzung des Stadthallenareals geht es nicht voran, erinnert Nils Lessing. „Umso mehr irritiert uns, dass die begrenzten Verwaltungsressourcen nun in ein Projekt gesteckt werden, das aus unserer Sicht fragwürdig ist und keine Priorität für die Stadtentwicklung hat.“