Unwetter halten Helfer auf Trab
Mit diesem Ausmaß an Schäden hatte wohl niemand gerechnet. Der anhaltende Starkregen sorgt für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller.
Kreis Mettmann. Bis 3 Uhr in der Nacht waren die Feuerwehren damit beschäftigt, Keller leer zu pumpen und Straßen frei zu räumen. Starke Regenfälle hatten ab 19.30 Uhr dafür gesorgt, dass das Wasser nicht mehr abfließen konnte. Flüsse traten über die Ufer, Kanäle konnten die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. In Erkrath gab es 34 Einsätze, in Mettmann waren es mehr als 60 und in Wülfrath war die Feuerwehr mit 42 Alarmierungen beschäftigt.
In Wülfrath kam zu 42 Alarmmeldungen bei der Feuerwehr. In den meisten Fällen wurden Straßen überspült, viele Keller standen unter Wasser. Je nach Dringlichkeit und Gefährlichkeit pumpte die Wehr Keller aus und sperrte zeitweise nicht befahrbare Straßen. Einsatzschwerpunkte waren Rodenhaus und Flandersbach, außerdem der Innenstadtbereich. Menschen wurden zum Glück nirgendwo verletzt. Mehr als 50 Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr waren bis Mitternacht im Einsatz.
In Alt-Erkrath standen fast alle Straßenkreuzungen unter Wasser. Über die Feuerwehr Ratingen wurden 800 Sandsäcke angeliefert. An der Unterführung Schlüterstraße musste die Feuerwehr zwei Personen aus einem Auto retten, da das Wasser dort auf mehr als 80 cm gestiegen und das Fahrzeug im Wasser bereits aufgeschwommen war. Das junge Pärchen war zwar nass geworden, jedoch nicht verletzt. An dem Auto entstand erheblicher Sachschaden. Einem zum Stindertalweg alarmiertem Rettungswagen war es aufgrund der überfluteten Straßen nicht möglich, die Einsatzstelle zu erreichen. Da die Zufahrt über den Tunnel an der Gink aufgrund der Wassermassen des Hubbelrather Baches mit dem Rettungswagen nicht zu passieren war, wurden die Rettungsassistenten durch einen Anwohner mit einem Geländewagen gefahren. Der Notarzt wurde mit einem geländegängigen Fahrzeug der Feuerwehr Mettmann zur Einsatzstelle gebracht. Die Patientin kam ins Krankenhaus. Die Gink war Einsatzschwerpunkt für die Feuerwehr. Der Hubbelrather Bach lief in ganzer Breite über die Straße und sorgte dafür, dass die Keller der angrenzenden Häuser mit Wasser geflutet wurden. Die Einsatzkräfte setzten Tauchpumpen ein. An der Pestalozzistraße sowie an der Morper Allee und im Bereich der Humboldtstraße drückte die Düssel das Wasser in mehrere Einfamilienhäuser. Umgestürzte Bäume gab es an der Schlüterstraße und am Brockerberg.
Der Bachlauf im Eulental suchte sich einen „neuen Weg“ über die Beethovenstraße und transportierte große Mengen Schlamm. Durch Einsatz mehrerer Einsatzkräfte mit Schaufeln konnte der Bachlauf wieder in seine Bahnen gelenkt werden. Großer Einsatz auch in Unterbach an der Gerresheimer Landstraße. In Höhe der Tankstelle war Waten statt Fahren angesagt.
„Land unter“ meldete die Mettmanner Feuerwehr am Mittwochabend gegen 19.30 Uhr. Mit Sirenenalarm wurde die freiwilligen Kräfte zur Laubacher Straße gerufen. Bis 3 Uhr in der Nacht mussten 61 Einsätze gefahren werden, berichtet Marco Zerweiss, stellvertretender Leiter der Wehr. „Meist waren Keller vollgelaufen. Teilweise stand das Wasser 30 bis 40 Zentimeter hoch.“ Da die Kanalleitungen das Wasser nicht mehr aufnehmen konnten, bildeten sich Rückstaus. Das Wasser ergoss sich auf Straßen und in Keller. Dramatisch war die Situation an der Ecke Schwarzbachstraße/Hammerstraße. Dort existiert seit über 100 Jahren ein Trichter. Die Wassermassen stauen sich auf diesem Straßenstück. Jetzt kommt noch die neue Seibelquerspange mit großem Gefälle hinzu. Die Feuerwehr musste im gesamten Stadtgebiet gegen die Wassermassen kämpfen. „Schlimm war es auch in der Gemarkung Bülthausen“, sagt Zerweiss. Gestern Morgen ging es weiter: Tiefgaragen und Fahrstuhlschächte mussten ebenfalls noch leergepumpt werden. Die Stadt hat mehrere Überlandwege aus Sicherheitsgründen gesperrt. Erde und Schlamm stellen eine erhöhe Unfallgefahr dar. Die Sperrungen werden im Laufe der nächsten Tage aufgehoben. Für die nächsten Tage sind weiterhin starke Regenfälle angesagt.
Hilden kam glimpflich davon. „Wir wurden verschont“, so die Bilanz der Haaner Feuerwehr. Die Kollegen in Hilden hatten zwar nur zwei Wassereinsätze, wurden parallel dazu aber noch von drei anderen Einsätzen in Atem gehalten. „Das alles zu koordinieren war die eigentliche Herausforderung“, so Feuerwehr-Chef Hans-Peter Kremer. Um 17.15 Uhr wurde die Wehr in das Neubaugebiet Meide gerufen. Dort lief der Keller in einem Rohbau voll. 17.25 Uhr der nächste Einsatz: ein Lkw-Brand auf der Autobahn 46. „Der Motor war geplatzt, dadurch verdampfte Öl. Das sah zum Glück gefährlicher aus als es war.“ 17.35 Uhr der nächste Alarm: Auf der Forststraße lief ein Sickerschacht voll. Bei der Rückfahrt von der A 46 erreichte den Löschzug der nächste Alarm: Brand in einer Wohnung am Comeniusweg. Im Haus sollten noch Menschen sein. Vor Ort stellte sich dann heraus: Ursache des Feuers war „nur“ angebranntes Essen auf dem Herd. „Eine Person wurde mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht“, so der Feuerwehr-Chef. 20.40 Uhr dann der letzte Einsatz für die Hildener Feuerwehr an diesem Tag: Die Retter musste sich um einen gefährlichen Baum am Franz-Hals-Weg kümmern.