Warnstreik legt Nahverkehr lahm
In vielen Städten des Kreises blieben Busse und Bahnen im Depot. Schüler und Pendler zeigten sich erfinderisch, um an ihr Ziel zu gelangen.
Kreis Mettmann. Der Streik im öffentlichen Dienst, ausgerufen von der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, zeigt auch in Hilden seine Auswirkungen: Ein besonders hohes Eltern-Taxi-Aufkommen auf der Gerresheimer Straße zeugte gestern Morgen davon, dass viele Schülerinnen nicht wie üblich mit dem Bus zur katholischen Mädchenrealschule fahren konnten. Rektor Burkhard Langensiepen weiß, dass bereits am Dienstag etliche Schüler oder deren Eltern gefragt hatten, ob sie denn kommen müssten: „Denen haben wir gesagt. ,Es besteht Schulpflicht’. Die Lehrer waren alle pünktlich, etliche Schüler kamen erst kurz vor Schulbeginn oder etwas später. „Gefehlt haben ganz wenige.“
Beim Berufskolleg des Kreises Mettmann am Holterhöfchen hat Schulleiter Peter Schwafferts festgestellt, dass „manche später eingetrudelt sind.“ Gemessen an 130 Mitarbeitern und 1400 bis 1500 Schülern seien es aber eher wenige gewesen: „Unsere Schüler sind ja schon älter. Da sind viele mit dem Auto gekommen, so wie ich — aus Wuppertal. Auf der A 46 war es voller als üblich, aber Staus einkalkulieren, darin sind gerade die Lehrer geübt.“
Am Helmholtz-Gymnasium dagegen war fast alles wie immer. Nur ein Lehrer, der in Köln wohnt, sei zu spät zum Unterricht gekommen. Bei den Schülern gab es aus Sicht von Schulleiterin Barbara Krieger keine besonderen Vorkommnisse: „Viele von denen sind Fahrrad-Kinder“ — und insofern von den Streiks nicht betroffen. In Haan war der Personennahverkehr komplett lahmgelegt. Alle Busse blieben in den Depots. Wer aus der Stadt herauswollte, war auf das Fahrrad oder — für weitere Strecken — das Auto beziehungsweise Fahrgemeinschaften angewiesen. In Hilden fuhr zumindest die Linie 785. ilpl
Es war sonderbar ruhig am gestrigen Tag: Verwaiste Haltestellen und Informationen der Rheinbahn (wie hier an der Weststraße) prägten das Bild im öffentlichen Raum. Seit dem Mittwochmorgen um 3 Uhr standen alle U- und Straßenbahnen Bereich der Rheinbahn still. Die Gewerkschaft Verdi hatte die Mitarbeiter der Rheinbahn zum Streik aufgerufen. Mithilfe von Fremd- und Tochterunternehmen wollte das Unternehmen zumindest auf 14 Buslinien Fahrten anbieten. Die Rheinbahn hoffte, dass diese Busse im gewohnten Takt fahren werden, Rheinbahnsprecher Georg Schumacher. Immerhin: Pendler konnten wie gewohnt die S 6 nutzen. kle
Während Düsseldorf gestern im Stau stand und sich neben den Berufstätigen auch jede Menge Schüler zu Fuß, per Rad oder mit dem Eltern-Taxi Millimeter für Millimeter in ihre Schulen kämpften, war die Lage in Langenfeld und Monheim vergleichsweise entspannt. „Unsere Devise heißt, kein Schüler bleibt stehen“, sagte Detlef Hövermann, Geschäftsführer der Bahnen der Stadt Monheim (BSM) gestern auf Anfrage. Und so blieben zwar die meisten der 30 Fahrzeuge den ganzen Tag im Depot, doch die Schulbusse rollten morgens vor die Bildungseinrichtungen und holten die Mädchen und Jungen dort mittags auch wieder ab. Alle Fahrer, die Dienst hatten, seien im Unternehmen an der Daimlerstraße gewesen, berichtete der Geschäftsführer. Sie hätten zusammen gesessen und über den Streik sowie die Lohnforderungen der Gewerkschaft diskutiert. „Die Stimmung war sachlich“, erlebte Hövermann die Atmosphäre.
Nicht so guter Dinge waren die Fahrgäste. „Viele Kunden haben wegen des Streiks schon angerufen. Aber nur wenige sind unfreundlich geworden.“ Doch die Menschen halfen sich auch untereinander. „Ich habe extra eine Kollegin von der S-Bahnstation abgeholt“, sagte ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Die Leiter der städtischen Kindertageseinrichtungen in Monheim hatten bereits im Vorfeld alle Eltern über den bevorstehenden Streik am Mittwoch informiert. Wer konnte, betreute seinen Nachwuchs gestern zu Hause oder brachte ihn zur Oma. Doch auch die berufstätigen Eltern standen nicht vor verschlossenen Türen. „Nicht alle Kollegen streiken“, erklärte Simone Feldmann, im Rathaus zuständig für den Fachbereich Familie. So sei beispielsweise in der Tagesstätte Schwalbennest nur eine von vier Gruppen geschlossen gewesen, die Einrichtung Max & Moritz betreute ein Viertel weniger Kinder als sonst. „Alle Eltern, die einen Platz benötigten, haben ihn auch bekommen“, signalisierte die Leiterin des Fachbereichs. pc