Nicht alle mögen den Blindenhund
Marion Höltermann darf ihren Vierbeiner nicht in Supermärkte oder Praxen mitnehmen.
Ratingen. Lucky und Marion Höltermann verbindet seit zwölf Jahren eine innige Beziehung. Der Hund weicht seinem Frauchen nie von der Seite. Das hat auch seinen Grund. Höltermann ist blind und braucht ihren Lucky. Er weist ihr den Weg.
Doch nicht immer kann die Vorsitzende des Ratinger Blinden- und Sehbehindertenvereins ihren Hund mitnehmen. „Ich darf in manche Arztpraxen nicht rein mit dem Hund. „Die Arzthelferinnen sagen dann immer, dass das aufgrund der hygienischen Vorschriften nicht möglich sei.“ Auch in manchen Supermarkt sei sie schon „rüde angegangen worden“, als sie mit ihrem Blindenhund in den Laden wollte, um einzukaufen.
Besondere Probleme habe sie gehabt, als sie einmal bei Edeka Kels in Ratingen Ost einkaufen wollte. „Da hat man mir gesagt, der Hund könne nicht rein, weil es sein könnte, dass er die Regale anpinkelt. Das ist eine Frechheit. Lucky würde das nicht tun. Er ist ein geschulter Hund.“ Bei Edeka sei ihr nur angeboten worden, den Hund vor dem Laden anzuleinen. „Ich sollte dann von einem Verkäufer durch den Laden geführt werden. Aber ich lasse doch nicht meinen Hund, der 21500 Euro kostet, vor einen Laden stehen“, sagt Höltermann.
Auch in einem städtischen Seniorentreff habe sie einmal Probleme gehabt, als sie mit ihrem Hund in das Gebäude gehen wollte. „Die Begründung eines Mitarbeiters lautete damals, der Hund könnte andere Besucher verschrecken oder behindern. Zudem könnten die anderen Besucher des Treffs über den Hund oder die Leine stolpern.“
Daraufhin hat Höltermann einen Brief an Bürgermeister Harald Birkenkamp geschrieben und protestiert. „Ich habe das gemacht, weil es keine Diskriminierung geben darf. Ich bin auf den Hund als Hilfsmittel angewiesen. Da muss es doch eine Ausnahme geben. Zudem wollte ich wissen, wie sich das in städtischen Einrichtungen mit dem Zutritt von Blindenhunden verhält.“
Birkenkamp hat reagiert und zurückgeschrieben — mit der Antwort, sie könne mit ihrem Blindenhund ins Rathaus und andere Einrichtungen der Stadt gehen. Es gebe keine Einschränkungen. Auf WZ-Anfrage bestätigt das der Behindertenbeauftragte der Stadt Eckhard Löwenstein. „Natürlich können Blindenhunde mit ins Rathaus genommen werden“, sagt er. Überhaupt könne er die Aufregung nicht nachvollziehen. „Das war schon immer so, dass solche Hunde eine Ausnahme darstellen. Auch in andere städtische Einrichtungen wie Seniorentreffs, Stadtmuseum und Stadthalle dürfen Blindenhunde rein.“
Bei Edeka zeigt sich Marktleiter Marco Saborowski überrascht. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier jemand, der blind ist, rauskomplimentiert wurde wegen des Hundes“, sagt er. Natürlich dürften Hunde aus hygienischen Gründen nicht mit in den Laden genommen werden. „Deshalb haben wir auch vor dem Supermarkt ein ,Hundehotel’ eingerichtet, wo Hundebesitzer ihr Tier anleinen können. Bei Blindenhunden würden wir aber sicherlich ein Auge zudrücken, wenn der Besitzer darauf drängt, den Hund mit in den Laden nehmen zu wollen“, sagt er.