Oberschlesisches Landesmuseum zeigt Strategien für die Schlacht

Besucher erfahren, wie Machthaber wie Friedrich der II. Kriege geplant haben.

Hösel. Als der preußische König Friedrich der II., auch Friedrich der Große oder der alte Fritz genannt, Ende August 1756 in Sachsen einmarschierte und damit den Siebenjährigen Krieg eröffnete, geschah dies zwar ohne Kriegserklärung, aber nicht ohne Vorbereitung.

Logistisch war so ein Krieg schon damals eine Herausforderung — da wollten Soldaten, Pferde, Ausrüstung und Verpflegung transportiert werden und mussten auf Wegen zum Ziel gelangen, die ein Heer bewältigen konnte.

In Zeiten vor Google Maps und Streetview stellte dies die Machthaber vor echte Probleme: Die Übersichtskarten der Länder waren einfach nicht genau genug. „Stellen Sie sich vor, sie landen mit einem Heer im Sumpf. Oder der zu übersteigende Berg ist einfach zu schmal. Ein Fluss ist im Weg — und niemand weiß, wo sich die Furt befindet.“

Frank Moser erklärt den Gästen, die sich am Sonntag im Oberschlesischen Landesmuseum in Hösel zum Familientag eingefunden haben, die Situation. Zugehört haben allerdings nicht viele Kinder mit ihren Eltern, an die sich das Angebot eigentlich richten sollte. Vielmehr waren die Gäste fortgeschritteneren Alters.

Moser ist in Gewänder des 18. Jahrhunderts gekleidet und spielt den ersten Gehilfen des preußischen Ingenieurs Paul von Gonzenbach. Vier Jahre brauchten die Ingenieure, um ganz Oberschlesien zu vermessen. Was sie schufen, war unbezahlbar: Karten, die das kleinste Detail der Landschaft wiedergaben, Flussläufe, Steigungen, Furten, Pfade.

Solch eine Karte war ein riesiger Vorteil für die militärische Planung — und in der Hand des Feindes wäre es eine Katastrophe gewesen. Deshalb gab es nur eine Hauptkarte, die im Besitz des Königs war, und vier Kopien, die den ranghöchsten Generälen ausgehändigt wurden — Männern, denen der König vertraute. Das Original der königlichen Karte liegt heute in einer Vitrine des Oberschlesischen Landesmuseums: Ein großes gebundenes Buch mit detaillierten Landschaftsskizzen auf jeder Seite.

Wie die einzelnen Kartenseiten entstanden, demonstriert Dr. Martin Klöffler alias Paul von Guntzenbach dem faszinierten Publikum. „Der Ingenieuroffizier brauchte vor allem eins“, erklärt er: „Viele Gehilfen! Da ging es nicht nur um den Transport der Ausrüstung oder darum, dass jemand sich um das Pferd kümmern musste. Es mussten manchmal auch Waldabschnitte gerodet werden, um eine bessere Sicht für die Vermessung zu haben.

Die Besucher schauen dem rotgewandeten Ingenieur über die Schulter, während er am Messtisch über das Rekognoszieren, Distanzen Messen, Triangulieren und Topographieren doziert. Die Achtung für den Vermesser steigt spürbar. „Irre, was die alles wissen mussten“, flüstert Zuschauer Frank Hoffmeister seiner Frau zu. „Da reicht nur Mathe nicht aus!“

Von den ersten Erkundungsgängen bis zur fertigen Karte dauerte es Monate, wenn nicht Jahre. Frank Hoffmeister steht nach der Präsentation vor der Vitrine mit dem Kartenbuch des alten Fritz. Und meint: „Jetzt kann ich mir ansatzweise vorstellen, wie viel Zeit, Arbeit und Geld dahinter steckt.“