Büchermarkt in Langenberg: Von der Bibel bis zur Bierkultur

Liebhaber alter Bücher zog es am Sonntag wieder zum Markt nach Langenberg.

Langenberg. Die Seiten sind schon etwas gelblich verfärbt, der Einband abgegriffen. Das kleine Buch erzählt nicht nur die Geschichten, die in ihm abgedruckt sind - es erzählt auch von den vielen Händen, die schon in ihm geblättert haben, den Menschen, die sich an unterschiedlichen Orten von den Zeichnungen und Texten faszinieren ließen - und das seit 1575.

Wie die kleine Bibel, so warteten am Sonntag viele weitere Bücher verschiedenster Art an 20 Ständen auf Liebhaber. Zum fünften Mal hatte der Verein Bücherstadt zum antiquarischen Markt eingeladen. Klassiker der Kinderliteratur wie "Rotkäppchen", Ungewöhnliches wie "Bierkultur an Rhein und Maas" oder auch "Fernöstliche Schönheitsgeheimnisse" luden zum Schmökern ein.

"Es ist, wie einen Freund zu finden. Jemanden, den man ewig gesucht hat und der auf einmal neben einem steht", sagt Johannes Hauschild. Der Antiquar aus Gütersloh ist mit seinen alten Schätzen auf dem Langenberger Büchermarkt immer gern gesehen. Mit seinen Büchern schlägt man gleichzeitig vergangene Zeiten auf. Mehr "Terra inkognita" als erforschtes Land ist beispielsweise auf einer alten Karte von Amerika zu sehen: "Dieses Naturkundebuch aus dem Jahre 1774 diente damals reichen Kindern zum Hausunterricht", erklärt Hauschild. "Damit könnte man heute wahrscheinlich kein Kind mehr hinter dem Ofen hervor locken."

Der vierjährige Erik ist tatsächlich mehr an den tollen Kinderbüchern von heute interessiert: "Ich suche ein Buch mit Burgen", weiß der Knirps genau, was er möchte - und bekommt es auch. Tatsächlich hat fast jeder Besucher ein Buch in der Hand, während er bei schönem Sonnenschein über den Markt um die Kirche schlendert. "Man findet hier meist noch etwas, das einen sofort anspricht. ‚Die zwei Leben der Isa Vermehren’ habe ich schon lange gesucht", freut sich Barbara Lutscheidt über ihre Errungenschaft.

Auch die Bücherverkäufer sind zufrieden mit dem regen Trubel an der Alten Kirche. Guntram Steinigeweg aus Wetter war mit seinem Bücherstand schon auf vielen antiquarischen Märkten, doch Langenberg ist für ihn etwas Besonderes: "Hier hat es sich bisher immer gelohnt. Die schöne Atmosphäre trägt sicherlich dazu bei." Immer mehr Büchermärkte seien wie tot, erzählt Steinigeweg. Trödel, Ein-Euro-Artikel und gierige Veranstalter würden den Reiz kaputt machen. "Langenberg ist hingegen so echt", meint er.

Darauf legt der Verein zur Förderung der Bücherstadt auch viel Wert: "Wir sorgen dafür, dass immer wieder etwas Neues dabei ist, und wählen Bücher und Verkäufer sorgfältig aus", sagt Ilse Ziegler. So wird in Langenberg die Begegnung mit Büchern auch zum Erlebnis. Wie zum Beispiel am Stand von Buchbinder Michael Rönsberg, der nicht nur Neugierige zum Schauen anlockt, sondern an Ort und Stelle alte Schätze wieder wie neu aussehen lässt. "Das Adressbuch der Stadt Ronsdorf von 1923 ist mir zum Restaurieren anvertraut worden. Wohl ein altes Erinnerungsstück", zeigt er ein ungewöhnliches Stück. Bücher haben für jeden eben ihren ganz eigenen Wert.