Wülfrath: Zweite Chance mit Secondhand
Im „Laden“ des SKFM haben Langzeitarbeitslose die Möglichkeit, sich wieder für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Kunden finden dort Kleidung zu günstigen Preisen.
Wülfrath. Ein großes Angebot an modischer Secondhand-Kleidung für Kinder, Jugendliche und Damen bietet der "Laden", den der Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) an der Straße Zur Loev eröffnet hat. Neben Schnäppchenpreisen für die Kunden bietet das Geschäft aber noch mehr: In Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft (Arge) ME-aktiv beschäftigt der SKFM dort neben Fachpersonal Langzeitarbeitslose im Rahmen von sogenannten "Arbeitsgelegenheiten".
Pünktlichkeit, ein gepflegtes Äußeres, Teamfähigkeit, Sozialkompetenz, ein geregelter Tagesablauf - Dinge, die Sozialarbeiterin Anke Naß den Teilnehmern der Maßnahme vermitteln will. Ziel ist es, die Mitarbeiter anschließend in ein festes Arbeitsverhältnis zu vermitteln. Die Beschäftigungszeit ist daher auf höchstens neun Monate begrenzt. Sieben Arbeitssuchende konnten seit der Eröffnung des Geschäfts im Oktober bereits von der Maßnahme Gebrauch machen. "Die Chance auf eine feste Anstellung wächst für die Teilnehmer danach enorm", sagt Anke Naß.
Für die Sozialarbeiterin endet die Betreuung aber keineswegs mit Ablauf des Arbeitsverhältnisses. Bewerbungen schreiben, Bewerbungsgespräche üben und führen - und dann, wenn möglich, eine offene Stelle vermitteln, ist ihr Ziel. "Durch die Verzahnung unterschiedlicher Arbeitsfelder des SKFM haben wir selbst ein breites Spektrum anzubieten", sagt Lilo Löffler, geschäftsführerin des SKFM Mettmann, der in der Kreisstadt bereits seit 2005 einen weiteren Secondhand-Laden betreibt.
Die Arbeit im Geschäft fördert und fordert die Beschäftigten. Anke Naß erinnert sich noch gut an einen ihrer Klienten: "Er war obdachlos und hatte keinerlei Perspektiven, als er die Chance ergriff, im Laden’ zu arbeiten." Der 21-jährige Wülfrather hat nach der Maßnahme einen Ausbildungsplatz bei einem Discounter bekommen. Ein geregelter Tagesablauf, das Gefühl gebraucht zu werden - Dinge, die sich viele Menschen nach langer Arbeitslosigkeit nicht mehr vorstellen können. "Wir brauchen diesen speziellen Arbeitsmarkt. Jeder hat eine zweite Chance verdient", sagt Lilo Löffler.
Rotraud Schlipköter ist eine von momentan vier Mitarbeitern im "Laden". Ihr macht die Tätigkeit in der angenehmen Atmosphäre sichtlich Spaß. Konzentriert breitet sie die neu gespendete Kleidung aus, bügelt und faltet sie dann ordentlich ineinander. Jedes einzelne Kleidungsstück wird vorher überprüft - nur was gut in Schuss ist, kommt in die Regale. Der Rest wird aussortiert. Inzwischen hilft Rotraud Schlipköter auch schon Fachverkäuferin Domenique Römer bei der Beratung der Kunden.
Ob Hosen, schicke Blazer, Schuhe, Jacken oder Accessoires wie Gürtel und Taschen - das Angebot ist vielfältig. Auch Kinderwagen, Bücher, Fahrradhelme, Spielzeug oder Kinderwiegen warten hier auf einen neuen Besitzer. "Wir verkaufen auch viel an edlerer Mode, wie Kostüme und Kleider. Das kommt bei den Kunden gut an", sagt Domenique Römer. "Auch Schuhe werden viel mehr gekauft als früher."
Marianna Schröder, die eine geförderte Stelle der Arge im Verkauf inne hat, ergänzt: "Der Kundenstamm ist ganz unterschiedlich." Secondhand ist "in" - der "Laden" liegt damit voll im Trend.