Velbert Die Narren vertreiben den Nieselregen

Velbert · Klimaschutz war großes Thema beim Rosenmontagszug. Einige Nevigeser holten ihren ausgefallenen Tönisheider Zug nach.

Greta Thunberg war auch beim Velberter Rosenmontagszug dabei: Die Heiterkeitsaktivisten der KG Urgemütlich nahmen sich der jugendlichen Klimaaktivistin an und forderten „CO 2 -neutral im Karneval“.

Foto: Ulrich Bangert

. Auf der Friedrichstraße gestern Mittag gegen 13.30 Uhr ist nichts los: Ein frischer Wind treibt fiesen Nieselregen durch die Velberter City. Während einige versprengte Narren vor der Feuchtigkeit Schutz in Hauseingängen und unter Arkaden suchen, machen sich auf der oberen Friedrichstraße die Karnevalisten für den Höhepunkt der Session bereit. Prinzessin Saskia I. nimmt beschwingt die Leiter zu ihrer Staatskarosse. Adjudant Peter Altenburg hilft Prinz Markus I. in den durchsichtigen Plastikumhang, der die kostbare Robe seiner Tollität vor dem unerwünschten Nass schützen soll. Jecke sind einfallsreich: Damit der Wind nicht mit der leichten Folie spielt, wird diese unten beschwert, indem leere Mini-Schnapsfläschen mit ihrem Schraubverschluss mit dem Plastik verbunden werden.

Pünktlich um 14.11 Uhr setzt sich der Narrenzug in Bewegung, schlagartig ist der Nieselregen weg. Bei Zugleiter Uwe Klein weicht die Anspannung einem Lächeln: „Alles läuft. Meine Nase auch.“ Und wo eben noch gähnende Leere herrschte, drängen sich nun die Narren, und das schon weit vor der Südstraße. „So viele Leute standen hier früher nie“, ist sich Uwe Klein sicher. Auch wenn das der erste Zug ist, den er verantwortet, hat der Karnevalist den Vergleich mit früheren Jahren.

Derweil haut Gerd Winkelmann vom Fanfarencorps Grün-Weiß Burgaltendorf kräftig auf sein Vierer-Tomtom: „So ein bisschen Regen macht dem Instrument nichts aus.“ Dafür kriecht die Kälte den Tanzmariechen unters Kostüm. Joline, die sich ein lustiges Kätzchen auf das Gesicht hat malen lassen, hat kalte Pfoten und wärmt sie bei einer Tanz­schwester.

Die KG Zylinderköpp, die am Tulpensonntag wegen Sturmböen und Dauerregens ihren Zug auf Tönisheide absagen mussten, kann jetzt ihren Karneval – schöner als ein Opernball – feiern. Vom Unwetter in Köln wurde auch Andrea Fricano getroffen, die sich am Sonntag mit der Nevigeser Kolpingsfamilie zu den Schull- und Veedelszöch aufgemacht hatte. „Wir waren etwas essen und tranken ein Kölsch, dann hat unser Vorsitzender den Busunternehmer angerufen, damit er uns abholt.“

Eine braune Kutte hat sich der Nevigeser Luigi Calderoni übergestreift. „Nein, das hat nichts mit Fortgang der Franziskaner zu tun, ich fand die Verkleidung einfach cool.“ Um seinen Hals baumeln kleine Porzellantässchen: „Ein Schnäpschen geht immer.“ In OP-Kleidung kommen die Aktiven von „Boum haul Pool“ daher. „Wir machen eine Verjüngungskur“, so Petra Krüger von der 86 Jahre alten Karnevalsgesellschaft, die bis zuletzt ihre Sitzungen in der Nevigeser Stadthalle abgehalten hat.

Kinderprinz Fynn I. hat sportliche Verstärkung: Die Jungs von der D III der SSVg Velbert eskortieren sein Gefährt. Niedlich anzusehen sind die Kinder der Kita Kollwitzstraße: Sie schwärmen mit ihren Erzieherinnen als Bienen aus. „Wir wollen was gegen das Bienensterben machen“, sagt die Bienenkönigin und bringt Samentütchen für insektenfreundliche Blumen unters Volk. Mit dem Umweltschutz beschäftigt sich auch die älteste Velberter Karnevalsgesellschaft: Die KG Urgemütlich schleppt eine grimmig blickende Greta Thunberg durch Velbert. Die Narren fordern „Rosenmonday for Future“ und versprechen einen CO2-neutralen Karneval.