Mit Glockengeläut gegen die Schließung

Im Kampf um die Kindergärten gehen Düsseler auf die Straße.

<strong>Wülfrath. "Wuppertal muss sich der Verantwortung stellen. Das hat die Stadt in den vergangenen 30 Jahren versäumt", sagt Markus Bremkamp. Der Familienvater ist vor rund 35 Jahren selbst in den Evangelischen Kindergarten Düssel gegangen. Heute tun das seine Kinder. Für ihn ist es "unvorstellbar", dass diese Einrichtung geschlossen werden könnte. Dass sich Wuppertal nicht an den Kosten der Betreuung von 36 Wuppertaler Kindern in den beiden Düsseler Kindergärten beteiligen will, kann der Elternvertreter nicht nachvollziehen. Am kommenden Freitag rufen daher die Elternräte der Kindergärten zur Protestaktion auf.

"Vohwinkel - das ist für Düsseler beinah Ausland, mehr oder weniger."

Die Situation scheint verfahren und aussichtslos: In den katholischen und in den evangelischen Kindergarten Düssel gehen aktuell 36 Kinder aus Wuppertal, die aber allesamt Mitglieder und Glieder der Kirchengemeinden sind. Diese sind seit der kommunalen Neugliederung in den 70ern durch eine kommunale Grenze getrennt. Aber: "Diese Grenze spielt im gelebten Leben keine Rolle", wie es Pfarrer Jochen Lütgendorf betont. Wülfrath wie Wuppertal sind heute Nothaushaltsgemeinden. Wülfrath darf nicht mehr für ortsfremde Kinder zahlen. Und: Wuppertal kommt nicht für Kinder auf, die außerhalb der Stadtgrenzen betreut werden. Das hat Oberbürgermeister Peter Jung dem Wülfrather Stadtoberhaupt Barbara Lorenz-Allendorff klar gemacht. Und nun?

"Die Eltern brauchen ein Signal. Die Ungewissheit ist nicht gut"

Die Eltern fürchten, dass die Politiker in beiden Städten die Angelegenheit aussitzen könnten. Bremkamp: "Die Eltern brauchen ein Signal, wie es aussehen soll. Diese Ungewissheit ist nicht gut. Vielleicht setzt die Politik darauf, dass sich das Problem selbst erledigt. Das ist eine perfide Art und Weise, wie mit den Eltern umgegangen wird." Er und auch Cordula Neunherz und Tanja Walkiewicz, Elternrat St. Maximin, unterstreichen das Zugehörigkeitsgefühl zur Gemeinde Düssel und zu Wülfrath. "Das hat Tradition." Und: "Traditionen werden zerstört, weil sich Politiker nicht einigen können."

"Die nächste Kindertagesstätte ist mehr als vier Kilometer entfernt"

Presbyter Dieter Grävingholt verweist auf die Gesetzeslage. Demnach erfülle Wuppertal seit Jahrzehnten die Planungsverantwortung für das örtliche Jugendhilfeangebot nicht. Er zweifelt an, dass die Stadt Wuppertal vorrangig das Wohl des Kindes im Auge hat, "wenn Kindergarten-Kinder aus ihrem sozialen Gefüge gerissen werden soll". Und Grävingholt ergänzt: Für die Bereiche Radenberg und Düsseler Höhe könne Wuppertal bis heute keinen wohnortnahen Kindergarten vorweisen. "Die nächste Kindertagesstätte ist mehr als vier Kilometer entfernt, wie soll die in 15 bis 20 Minuten Fußweg erreicht werden?" fragt er rhetorisch. Und für Bremkamp steht fest: "Ein neuer Kindergarten käme Wuppertal teurer zu stehen, als eine Bezuschussung der Plätze in Wülfrath."

Kaplan Ganschinietz streicht die Bedeutung der Kindergärten für die Kirchengemeinden heraus. "Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Basisarbeit. Gibt es sie nicht mehr, wird die Arbeit zerschlagen."

Ja, es ist richtig: Rein rechtlich kann Wuppertal nicht verpflichtet werden, Geld in einen Wülfrather Kindergarten zu pumpen. Aber, man stelle sich das mal vor: Die Eltern der 36 Wuppertaler Kinder, die jetzt in Düssel betreut werden, würden auf einen Schlag bei der Stadt Wuppertal vorstellig und ihren Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz - und das gesetzestreu wohnortnah - einfordern. Wuppertal könnte dies nicht erfüllen.

Und das zeigt das Manko mehr als 30 Jahre nach der kommunalen Neugliederung auf: In Sachen Infrastruktur bluten Düssel, Dornap, Aprath oder Radenberg aus. Wuppertal hat es sich auf Kosten der dazu gewonnenen Gebiete gut ergehen lassen und nichts großartig investiert - siehe Kindergärten. Jetzt, wo jemand an die Verantwortung der großen Schwebebahnstadt erinnert, duckt sie sich weg. An einer Lösung im Interesse der Kinder scheint Wuppertal nicht interessiert zu sein. Peinlich!