Prognose: Ratingen braucht mehr Babys

Bis zum Jahr 2020 verdoppelt sich laut einer Statistik die Zahl der über 80-Jährigen.

Ratingen. Wer Zahlen mag, kann in die Zukunft gucken. Dies gilt zumindest für alle diejenigen, die die Statistik nicht scheuen und einen Blick in die Bevölkerungsvorausberechnung der Stadt wagen. Und wer das tut, dem wird schnell klar sein: Ratingen wird eine "alte Stadt" werden, eine sehr alte sogar - bezogen auf das Alter ihrer Bürger. Und der Grund ist schlicht und einfach: Die Ratinger bekommen zu wenig Kinder. Dies liegt aber nicht zwangsläufig daran, dass die Leute keine Kinder mehr kriegen wollen - selbst wenn der Wille zum Kinderkriegen da wäre, würde die Geburtenrate sinken. So steht in dem Bericht, dass "allein bei der Betrachtung eines kurzen Zeitraumes von zwei Jahren deutlich wird, dass die Zahl der potenziellen Mütter in Ratingen rückläufig war." Die künftige Elterngeneration ist einfach geschrumpft.

Die Zahl der Hochbetagten wird extrem steigen

Ein weiterer Grund für die Alterung der Ratinger Bevölkerung: Die Zahl der "Babyboomer", die in den geburtenstarken Jahrgängen von 1946-1964 geboren wurden, ist extrem hoch. Genaue Zahlen gehen aus dem Bericht allerdings nicht hervor. Kommen diese Jahrgänge in das Seniorenalter, wird es bis zum Jahr 2020 zu einem "dramatischen Anstieg der Hochaltrigen kommen", sagt Vera Segref, Leiterin des Sachgebiets Vorbereitende Maßnahmen. Dies geht auch aus einer Studie des Instituts für Siedlungs- und Wohnungswesen der Universität Münster hervor. In der Studie heißt es, dass die Zahl der Hochbetagten ab 80 Jahren in Ratingen "um 100 Prozent steigen wird." Damit liegt Ratingen auf Platz drei der Städte im Kreis Mettmann, bei denen die Zahl der Alten am meisten zunehmen wird.

West und Tiefenbroich verlieren am meisten Einwohner

Gravierende Folgen für die Einwohnerzahl hat der Geburtenrückgang bis zum Jahr 2020 nicht. "Wir haben im Gegensatz zu anderen Städten noch das Glück, dass wir Zuzüge haben", sagt Vera Segref. Dadurch würde ein Teil des Einwohnerrückgangs aufgefangen werden. Deshalb sehe es hinsichtlich der Einwohnerzahlen in Ratingen auch in Zukunft noch ganz passabel aus. So wird es im Jahr 2020 lediglich 7752 Einwohner weniger geben. Damit geht die Gesamteinwohnerzahl von derzeit 93 452 (Stand: Dezember 2007) auf 85 700 zurück. Am meisten Einwohner werden die Stadtteile Tiefenbroich (minus 354) und Ratingen West (minus 1387) einbüßen. Im Gegensatz dazu wird es mehr Leute geben, die es in das Zentrum (plus 480) nach Lintorf (plus 1146) und Breitscheid (plus 219) zieht. Und hiermit ist wieder der Bogen zur Alterung geschlagen. Denn ist es kein Zufall, dass in Ratingen Mitte und in Stadtteilen mit guter Infrastruktur die Zahl der Einwohner zunehmen wird. "Gerade die Älteren wollen dort wohnen, wo der Supermarkt, der Arzt und die Geschäfte in der Nähe sind und Ruhe herrscht", sagt Vera Segref. Es werde nötig sein, verstärkt an neue Wohnformen und an die Einrichtung flexibler sozialer Dienste, wie Bringdienste für Mittagessen oder Einkäufe zu denken. Segref geht aber dagegen nicht davon aus, dass die Stadt mehr Altenheime braucht: "Die meisten Senioren werden zuhause leben und dort von den Angehörigen betreut werden."