Ratingen: Ahnenforschung leicht gemacht
Das Stadtarchiv hat seine Bestände zur öffentlichen Einsicht freigegeben. Die ersten Hobbyforscher wurden schon aktiv.
Ratingen. Ratingens Familienforscher dürfen aufatmen: Seit dem 1. Januar gibt es ein neues Gesetz. Demnach müssen Standesämter ihre Aufzeichnungen künftig dem Stadtarchiv übergeben.
Gleiches gilt für die Kirchenarchive, die die Aufgaben des Standesamtes im 16. und 17. Jahrhundert wahrnahmen. Daten aus dem Zivilstands- und dem Standesamtsregister sind also nicht mehr wie früher gesperrt, sondern ab sofort einsehbar - und zwar für jeden und jederzeit.
Die Auflagen des Datenschutzes werden erfüllt, da in der Regel nur die Unterlagen von bereits verstorbenen Personen öffentlich werden. Akten über Geburten dagegen werden erst entsperrt, wenn das Geburtsdatum mindestens 110 Jahre zurückliegt. Bei Hochzeiten sind es 80 Jahre, bei Todesfällen 30. Die Umsetzung dieses neuen Gesetzes wird nun in den Städten vorgenommen.
Das Ratinger Stadtarchiv zählt dabei zur ganz schnellen Truppe. Das Standesamt hat dem Archiv bereits sämtliche Unterlagen übergeben. "Wir haben schon über 300 Regalmeter Akten gelagert", sagt Archivar Joachim Schulz-Hönerlage. Und über die neuen Möglichkeiten der Quellenforschung informierte der Stadtarchivar interessierte Bürger direkt vor Ort.
Der Andrang hielt sich bisher zwar in Grenzen. Aber immerhin kamen schon mehrere engagierte Familienforscher - und eine Mitarbeiterin des Mettmanner Archivs. "Wir sind dabei, die neuen Möglichkeiten in unser Archiv zu intergrieren. Da will ich mich hier in Ratingen mal schlau machen", sagt Angelika Klug.
Werner Diedrichs, Christa Amberg, Georg Hellmacher und Irena Manzius kommen alle aus Ratingen und sind Familienforscher aus Leidenschaft. Die vier sind sich einig, dass die Möglichkeiten das Forschen erleichtern. Einfach sind die Recherchen aber nicht.
"Um in den Unterlagen zu stöbern, muss man sich an die altdeutsche Schrift gewöhnen", hat das Quartett festgestellt. "Außerdem ist Geduld nötig. Schließlich gab es früher noch keine Computer, bei denen ein Knopfdruck reichte. Aber wenn die Info gefunden ist, kommen Glücksgefühle auf", verrät Anna Manzius.
Die 74-Jährige forscht nach Angehörigen, die aus Polen stammen und ihr Glück einst in Ratingen versuchten. Georg Hellmacher, der an seinem Stammbaum arbeitet, sagt: "Mit diesen neuen Möglichkeiten habe ich Blut geleckt. Jetzt macht die Ahnenforschung noch mehr Spaß."
Für das Archiv bedeutet die Forschung auch Mehrarbeit. "Erbenermittler oder Rechtsanwälte kommen verstärkt. Damit verbunden ist ein reger Schriftverkehr, aber auch Auskunftsdienste. Noch schaffen wir das ganz gut", sagt Schulz-Hönerlage.